Und am Ende des Stegs steht ein Museum am See

Buchheim Museum der Phantasie am Starnberger SeeAch, dieser Name: Museum der Phantasie! Das riecht schon so nach André Heller, das schmeckt nach Hundertwasser und mutiert dann wahrscheinlich doch nur zu Rosina Wachtmeister. Meine Befürchtungen vor dem Museumsbesuch waren groß.

Doch es kam anders. Zum Glück. Es gibt zwar solche Ecken im Haus und es gab tatsächlich eine Hundertwasser-Ausstellung, die ich weitestgehend ignoriert habe.

In diesen Ecken zeigt das Museum einen eingefrorenen Stand der Phantasie, garniert mit ein paar Objets trouvé. Symptomatisch für mich ist der Schreibtisch, der so voll gestellt wurde mit inspirierenden Dingen, dass man einen Beistelltisch zum Arbeiten dazustellen musste.

Doch zum Glück ist dieses Museum eine Wundertüte in einem schönen Park am Starnberger See. Dort kann man es aushalten, schlendern, entschleunigen und sich in seinem eigenen Tempo der Kunst nähern.

Warum sammelt ein Sammler?

Herzstück des Museums ist Lothar-Günther Buchheims hervorragende Sammlung an expressionistischen Werken. Die Sammlung wird durch gute Texte erläutert und man sieht den Sinnzusammenhang, den guten Grund, warum er gerade diese Werke erworben hat. Schön, dass der Sammler auch selbst mit Zitaten zu Wort kommt, die zeigen, was ihn an diesen Malern und Werken fasziniert hat.

Alles drumherum versucht, den Sammler-Menschen erfahrbar zu machen. Für mich war das zuviel, seine Sammlung spricht – so, wie sie präsentiert wird, mit allen Erläuterungstexten – für sich.

Daher mein Tipp für den Museumsbesuch: Am besten im Untergeschoss mit der Expressionisten-Ausstellung beginnen. Dort hat die Sammlung am meisten Struktur, was den Einstieg in das Universum Buchheims enorm erleichtert.

Alternativ kann man auch mit dem langen Gang Richtung Starnberger See beginnen. Dort wird das Leben Buchheims erklärt, was wiederum die Sammlungsstruktur und all die eher seltsamen Objekte verständlicher macht. Und am Ende des Gangs führt ein Steg hinaus. Dort wartet zwar nicht die Queen Mary, mit der Buchheim so gerne gereist ist, aber ein wunderbarer Ausblick auf den Starnberger See.

Streetart: Wo wäre der Expressionismus heute?

Blickfang im Park ist der mit Graffiti bemalte Hubschrauber. Von dort wandert der Blick zur Außenwand des Museums mit einem Graffiti, dass Buchheim in einer Yellow Submarine zeigt. Glücklich sieht er aus, er genießt das Abenteuer der Unterwasserwelt offensichtlich.

Streetart im Museum, am Museum und um das Museum drumherum – eine Annäherung an die Frage, wo der Expressionismus heute wäre. Was würde dem Lebensgefühl der Künstler heute entsprechen? Wo würde ihre immense Energie sie hinführen?

Ein großartiger Ansatz und mir würde es gefallen, wenn Street Art in all ihrer Sperrigkeit ein wirklicher Sammlungsschwerpunkt werden würde und nicht, so wie jetzt, nur einen Akzent setzt.

Und nun – lohnt sich der Besuch des Buchheim Museums?

Ja, definitv. Wenn man in der Lage ist, seine Erwartungshaltung an ein Museum und an eine strukturierte Ausstellung über Bord zu werfen. Der Steg hinaus auf den Starnberger See ist ein geeigneter Ort dafür!

Alle Informationen zum Buchheim Museum der Phantasie findet Ihr hier auf der Webseite und hier im Museums-Check. 

3 Kommentare

  1. Schön beschrieben – gerade das Fazit: Ja, die Erwartung an Struktur darf man nicht haben, aber gerade wenn man dieses über Bord in den See wirft, ist das ein toller Platz für die Phantasie.

    • Was mir vom Besuch auch im Gedächtnis bleibt ist der Anblick hilfloser Bildungsbürgerinnen, die sich unter einem Museumsausflug offensichtlich etwas anderes vorgestellt hatten. Deinen schönen Beitrag zum Museum habe ich gleich noch verlinkt!

    • Oh danke sehr fürs Verlinken! Ja, die hilflosen Bildungsbürger liefen mir auch über dem Weg. Ebenso aber auch die Starnberger See-Schickeria mit ihrer aufgesetzten Lässigkeit 🙂
      Aber dann einfach auch viele Familien, für die das ebenso ein schöner Anlaufpunkt ist, weil hier auch Kinder im Museum ihren Spaß haben können.
      Als Tipp an Deine Leser: Wenn man in der Ecke ist, kann man einen Museums-Pass für vier schöne Museen erwerben, das macht sich bezahlt: Neben dem Buchheim-Museum auch Murnau, dann ganz schön gelegen das Franz Marc-Museum in Kochel am See und das Kunstmuseum in Penzberg, letzteres kenne ich aber noch nicht.

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