Alles in dieser Geschichte ist logisch und doch ist nichts so, wie es scheint. „Athos 2643“ von Nils Westerboer ist einmal das, was dem Genre Science-Fiction besonders liegt: ein philosophisches Gedankenexperiment. Es ist aber auch ein KI-Thriller und ein klassischer whodunit-Krimi. Zugleich überrascht der Roman mit witzig-skurrilen Details und Gags. Das kann nur funktionieren, weil der Autor seinen Plot unglaublich verdichtet und mit beeindruckender innerer Logik zusammenhält.
Auf Athos, einem kleinen Neptunmond, stirbt ein Mönch. Rüd Kartheiser, Inquisitor und Spezialist für lebenserhaltende künstliche Intelligenzen, ermittelt. An seiner Seite: seine Assistentin Zack. Schön, intelligent und bedingungslos gehorsam. Ein Hologramm.
Website des Verlags
Trotzdem hat mich „Athos 2643“ kurz vor dem zweiten Mord verloren. Denn die Handlung beginnt mit wunderbar skurrilen Szenen auf einem Weltraumflughafen und wandelt sich dann in Richtung Mitrate-Krimi. Oder auch nicht – weswegen mich das Buch dann doch nicht als Leserin verloren hat. Denn immer wieder werden moralische und philosophische Grundsatzfragen erörtert. Fragen über Allwissenheit durch Daten und dem Segen des Vergessens, über Logik und Empathie, über KI und Menschlichkeit, über Glauben und Verstehen.
Deswegen gratuliere ich Nils Westerboer und „Athos 2643“ nicht nur nachträglich zum Deutschen Science Fiction Preis 2023 – ich gratuliere auch dazu, dass er mich als Leserin aufs Allerbeste verwirrt zurückgelassen hat. Ich mag so was!
Angaben zum Buch:
Athos 2643
Ausgezeichnet mit dem Deutschen Science-Fiction-Preis 2023
Hobbit Presse im Klett-Cotta Verlag
Mehr zur besonderen Erzählweise erfahrt ihr in diesem Interview, das Sandra von booknapping mit Nils Westerbroer geführt hat.
Hier sollte jetzt ein Tipp für ein Buch folgen, dass meiner Meinung nach gut dazu passt. In diesem Fall bin ich ratlos und verweise einfach auf meine Science-Fiction Rezensionen!
Liebe Dagmar
Bald kannst du auf Nils‘ neuen Roman verweisen, ich vermute, er wird uns ebenso gut gefallen und fordern 🙂
Danke auch für den Link auf das Interview auf meiner Seite.
LG
Sandra