Meine innere WG und Ich: IFS – Internal Family Systems

Heike Mayer: Ich stehe mir selbst nicht mehr im Weg. Psychologisches Praxisbuch zur IFS Therapie.
Das Buch steht auf einem schattigen Gartenweg

Jedes Mal, wenn ich bloggen möchte, bekomme ich Gesellschaft. „Sport wäre besser“ höre ich dann. Oder „So irrelevant wie Briefmarken sammeln“. Ganz selten auch ein giftiges Zischen „Bilde dir bloß nix auf das Geschreibsel ein.“ Doch je länger ich dann schreibe, umso leiser werden diese Stimmen. Bis ich den Punkt erreiche, an dem es in mir ganz ruhig wird und ich eine wohltuende Weite bei gleichzeitigem Fokus empfinde. Vielleicht ist das Flow.

Auf jeden Fall ist das der Grund, warum ich sage: andere stricken, ich blogge.

Heike Mayer kennt sich mit solchen Stimmen bestens aus. Deswegen hat sie den Ratgeber „Ich steh mir selbst nicht mehr im Weg. Innere Persönlichkeitsanteile erkennen, verstehen und heilen“ geschrieben. Ihr Buch ist eine Einführung in die Welt des Internal Family Systems (IFS), einer innovativen Therapiemethode, die von Richard Schwartz entwickelt wurde.

Ich hatte noch nie davon gehört, aber das ist für die Lektüre auch nicht nötig. Die Grundidee: Wir alle tragen eine ganze „Wohngemeinschaft“ verschiedener Persönlichkeitsanteile in uns. Diese Anteile steuern oft unser Verhalten, ohne dass wir uns dessen bewusst sind. Heike Mayer nimmt uns mit auf eine Reise zur Erkundung dieser inneren WG, deren Bewohner alle nur eines wollen: unser Bestes.

Was mir an dem Konzept besonders gefällt, ist der respektvolle und wertschätzende Umgang mit allen Persönlichkeitsanteilen. Statt die als negativ empfundenen Anteile loswerden zu wollen, gilt es, ihre ursprüngliche, positive Absicht zu verstehen. Es geht nicht um Selbstoptimierung, sondern um inneren Frieden und um einen Raum, in dem wir uns sicher und geborgen fühlen. Dort können wir heilen und wachsen.

Mein Selbst ist der Kompass: das IFS-Modell

Um uns im Stimmen-Konzert unserer Persönlichkeits-WG zurechtzufinden, hilft folgende Systematik. Wir haben ein inneres Selbst, einen Kompass, der sich für uns ruhig und klar anfühlt. Dorthin können wir uns zu jeder Gelegenheit zurückziehen. Dann gibt es unsere WG-Bewohner. Diese lassen sich grob unterteilen: verletzliche Anteile, die nicht schon wieder in Not geraten wollen, vorausschauende Schützer-Anteile, die immer auf uns aufpassen, und Feuerbekämpfer, die im Notfall reagieren – und manchmal auch überreagieren. Wenn es uns gelingt, aus unserem inneren Selbst heraus mit den WG-Bewohnern in Kontakt zu treten, können erstaunliche Dinge passieren.

Das kuriose Paradox ist, dass ich mich ändern kann, wenn ich mich so akzeptiere, wie ich bin.

Carl Rogers

Keinem Urteil sind wir so ausgeliefert wie dem der kritischen, nörgelnden, warnenden Stimmen in uns. Deswegen sollten wir lernen, mit all den WG-Bewohnern in uns gut auszukommen. Denn die wichtigste Mitbewohnerin deiner WG bist immer du selbst!


Bibliographische Angaben zum Ratgeber:

Heike Mayer
Ich steh mir selbst nicht mehr im Weg
Innere Persönlichkeitsanteile erkennen, verstehen und heilen

Innere Konflikte besser verstehen und leichter lösen
Psychologisches Praxisbuch zur IFS-Therapie

Droemer Knaur


Lust auf eine Zeitreise? In den Anfangsjahren meines Buchblogs habe ich schon mal einen Ratgeber besprochen, an dem Heike Mayer mitgeschrieben hat. Damals klang das so:

Ein Kommentar

  1. Danke für die Vorstellung, damit werde ich mich auch mal beschäftigen!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert