Knochenblumen und eine Liebeserklärung an kleine Verlage

Die Dilogie von Eleanor Bardilac Knochenblumen welken nicht und Knochenasche rottet nicht. Die Bücher liegen auf schwarzen Schottersteinen

Stell dir vor, du bist ein Teenie mit einem einzigartigen Talent. Nein, nicht die Sorte Talent, von der wir alle mit 16 überzeugt haben, dass wir (und nur wir) diese Begabung haben. Sondern etwas wirklich gewaltig Großes: Magie. Die aber in der Gesellschaft, in der du lebst, nicht anerkannt ist. Weswegen dich deine Eltern mit Medikamenten herunter dämpfen, so dass du nie die Chance hattest, die zu sein, die du bist.

Wem jetzt der Begriff neurodivergent im Kopfkino erscheint, liegt nicht ganz falsch. Aber: Das ist bei weitem nicht das einzige Thema, das Eleanor Bardilac in ihrer Dilogie „Knochenblumen welken nicht“ und „Knochenasche rottet nicht“ behandelt. Ihr Debüt ist ein Urban-Fantasy-Gothic-Coming-of-age-Krimi-Bastard. Eine Straßenkötermischung, die ich trotz aller Verhaltensseltsamkeiten ins Herz schließen musste.

Im ersten Band erleben wir ein Gewächshaus voller magischer Pflanzen, einen kleinen Affen, der aus moosbewachsen Knochen besteht und doch sehr lebendig ist. Eine zarte, unerfüllte Liebe zwischen einem über 400 Jahre alten Nekromanten und einem knochentrockenen Beamten, der sich mehr vom Leben erhofft hatte. Ehrgeizige Frauen und non-binäre Personen voll ungezügelter Magie. Und eben einen Teenie auf kaltem Entzug. All das in einer Stadt, die ihre besten Zeiten so sehr hinter sich hat, dass jede*r sich fragt: Gibt es für mich hier überhaupt einen passenden Platz?

Im zweiten Teil wechseln wir in ein ganz anderes Land. Hinein in eine Gesellschaft, die so viel weiter entwickelt scheint, und doch ihre Begrenzungen hat: Die Grenze läuft zwischen Menschen, die wie unser Teenie Magie anwenden können, und den anderen, die sich hier als Underdogs fühlen.

Wie viel Weltenbau passt auf gut 300 Seiten? Und die Autorin so: Ich verstehe die Frage nicht? Das ist so prall ausgedacht – sprechende Straßenschilder, magische Häuser, fliegende Teppiche und eine High-Fantasy-Herrscherdynastie – und findet trotzdem Raum für junge und alte Lieben, für traditionelle Beziehungen und ganz andere. Sogar für den Zauber, der von Korsetts ausgeht, und für Betrachtungen zu Mode und Selbstwert ist noch Platz.

Mir scheint, dass sich Eleanor Bardilac dachte: Wenn mich jemand Bücher in einem Verlag veröffentlichen lässt, dann nutze ich meine Chance und fabuliere über alles, was ich schon immer mal in einem Buch lesen wollte. Was bei mir als Leserin nur eine Reaktion auslöste: Ich will mehr davon!

Aber die Buchbranche hat ihre eigenen Regeln. Diese Buchveröffentlichung entwickelte sich sehr eigenwillig. Genau wie bei Laylayland von J. C Voigt wurde der erste Band bei Knaur Fantasy veröffentlicht. Doch auch in diesem Fall erschien die Fortsetzung in einem neuen Zuhause: ohneohren Verlag.

Weswegen ich noch einmal klar und deutlich darauf hinweisen möchte: Wer Bücher liebt, braucht kleine Verlage – ohne sie wäre alles doof!


Bibliographische Angaben:

Eleanor Bardilac

Knochenblumen welken nicht – Band 1
Knochenasche rottet nicht – Band 2


Dazu passt natürlich bestens die Dilogie, die ein ähnliches Buchveröffentlichungs-Schicksal erlebte:
Wasteland & Laylayland von J.C. Vogt

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