Im Museum gewesen: „Parkomanie – Die Gartenlandschaften des Fürst Pückler“. Gleich danach im Museumsshop eine Biographie gekauft, weil mir der Mensch, um den es in der Ausstellung ging, fremd geblieben ist. Beim Lesen köstlich amüsiert, obwohl ich die Ausstellung ich als sehr theorielastig empfunden hatte. Doch das Museum ist unschuldig: es liegt am Menschen Fürst Pückler, der sich so gar nicht in eine Schublade zwängen lässt – und erst recht nicht in eine einzige Ausstellung.
Fürst Pückler war ein bunter Hund. Ein Adliger, der bis Mittags schläft, sich danach im Garten die Hände schmutzig macht, abends in orientalischer Kleidung tafelt und anschließend viele Briefe an Frauen jeglichen Alters schreibt. Wäre er Brite gewesen, hätte man ihn als Exzentriker bezeichnet.
Auch politisch saß er zwischen allen Stühlen und fühlte sich dort wohl. Dem jungen Deutschland stand er genauso nahe wie dem Kaiser und Bismarck. Regelmäßiger Gast in den Klatschspalten der Presse und Bestseller-Autor war er zudem auch noch.
Wie schreibt man zu Kaisers Zeiten einen Bestseller?
Wie hat man damals, zu Kaisers Zeiten Bestseller gemacht? Genau wie heute. Man nehme einen Autor, der entweder schon prominent ist oder einen Lebenswandel hat, über den sich gut in den Zeitungen schreiben lässt. Fürst Pückler hatte beides.
Schnell muss man sein. Das Buch muss erscheinen, solange noch über das Thema gesprochen wird. Fürst Pückler und sein Team haben zum Teil nur ein halbes Jahr gebraucht, um ein Buch zu schreiben und zu veröffentlichen.
Natürlich muss ein Bestseller-Autor auch etwas zu erzählen haben und inspirieren können. An beidem bestand bei Fürst Pückler kein Mangel.
Ein Bestseller-Autor schreibt nicht alleine. Fürst Pückler wusste ein gutes Team hinter sich, die sich um mehr als nur das Lektorat gekümmert haben. Lucie, seine geschiedene Frau, die doch immer seine Lebensgefährtin blieb, hat alles schlüpfrige geglättet. Varnhagen strich alles allzu politische raus. Sein Verleger Hallberger sorgte dafür, dass das Buch schnell erschien.
Kalkulieren muss man können. Nur an einem Buch hat Fürst Pückler nichts verdient, da es viel zu opulent ausgestattet war. Mit den anderen Büchern hat er immer Schulden ausgleichen können, die durch seine Leidenschaft für Landschaftsgärten und seinen Lebenswandel entstanden sind.
Der grüne Fürst – eine gelungene Biographie
Heinz Ohff hat mit seinem Buch das geschafft, was der Ausstellung „Parkomanie – Die Gartenlandschaften des Fürst Pückler“ nicht gelingen konnte: er hat mir den Menschen Fürst Pückler und seinen Charakter nahe gebracht. Amüsante und informative Lektüre, die ich gerne weiter empfehle.
Nur über Lucie, die trotz Scheidung ein Leben lang an Pücklers Seite blieb, würde ich zu gerne immer noch mehr wissen.
Weitere Angaben zur Biographie:
Der grüne Fürst
Das abenteuerliche Leben des Hermann Pückler-Muskau
Piper Verlag
ISBN 9783492237154
Meine Eindrücke zur Ausstellung „Parkomanie – Die Gartenlandschaften des Fürst Pückler“ findet Ihr heir auf meinem Blog.
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