Mittlerweile habe ich sie ins Herz geschlossen, diese schwarze Box am Ende des Erdgeschoss im Technoseum in Mannheim, die mir anfangs wie ein störender Fremdkörper im Museum vorkam. Heute ist sie für mich ein Ort, der kompakte Ausstellungen mit einer hohen Informationsdichte und einem großen Schauwert verspricht.
So auch diesmal: 2 Räder – 200 Jahre. Freiherr von Drais und die Geschichte des Fahrrades.
Die erste Radtour der Welt fand in Mannheim statt und führte bis fast vor meine Haustür. Freiherr von Drais startete mit seinem Laufrad – pardon: Laufmaschine, wie ich in der Ausstellung lernte – in der Innenstadt in M1, 8 und fuhr Richtung Schwetzingen. Höhe Stengelhof – die Rheinau gab es damals noch nicht – drehte er um. Genutzt hat er für seine Jungfernfahrt die kurfürstliche Straße, die das Mannheimer Schloss mit dem Schloss in Schwetzingen verband. Sie war eben und perfekt ausgebaut. Sein Radausflug ging über eine Strecke von 14 km und dauerte gut eine Stunde. Viel schneller bin ich heute auch nicht!
Womit auch schon mal klar ist: ich bin eine Gelegenheitsradfahrerin, eine Schönwetter-Radlerin, eine mal eben-schnell-zum-Markt-fahren-Radlerin. Zum Glück waren in der Führung echte Fahrrad-Nerds wie die Jungs von Fahrradio dabei. An deren leuchtenden Augen konnte ich sofort erkennen, was das Besondere an den Ausstellungsstücken ist. Doch das Bonanzarad brachte auch mich zum Strahlen. Wie alle Kinder meiner Generation hatte ich mir dieses Prachtstück gewünscht und wie so viele habe ich stattdessen ein Klapprad gefahren.
Ob Drais nach seinem ersten Zweirad-Ausflug Muskelkater hatte, ist wohl leider nicht überliefert. Doch sein sportlicher Einsatz hat sich gelohnt: der 12. Juni 1817 gilt heute als die Geburtsstunde der individuellen Mobilität.
Dabei waren die Laufmaschine und auch später das Hochrad eine reines Freizeitvergnügen der Adligen und der reichen Bürger. Zwischendurch war das Fahrrad auch ein Symbol der Frauenemanzipation und eines der Arbeiterklasse, dann war es eine Zeitlang einfach nur vernünftig bis es zum Kinderspielzeug wurde um dann als Möglichkeit, aktiv die Umwelt zu schützen, wieder neu durchstartete. All das zeichnet die Ausstellung nach.
Und auch ein Nicht-Fahrrad-Nerd wie ich muss zugeben, dass diese Räder einfach schön sind!
Kleiner Exkurs: ja war denn #drais200 ein #tweetup?
Das Technoseum hatte uns zu einer Preview in Form eines Tweetups eingeladen – also ein geselliges Treffen, bei dem sich die Teilnehmer per Twitter vernetzen und dabei via Hashtag #drais200 sich mit denen verbinden, die nicht vor Ort dabei sein können.
Liebe Historische Museen Hamburg: schön, das Ihr Euch per Twitter dazugeschalten habt! Dass wir kaum auf Eure Tweets reagiert haben lag einfach daran, dass wir nicht dazu kamen. Kurator Dr. Thomas Kosche hatte sich vorgenommen, die Führung in einer Stunde durchzuziehen. Eine Stunde und fünf Minuten hat er dann gebraucht. Das war gut für die Führung, aber schlecht fürs Twittern.
Nach dem ersten Drittel habe ich das Twittern weitestgehend eingestellt und lieber Fotos für Instagram #drais200 gemacht, die ich dann später in Ruhe von meiner Couch aus hochladen konnte.
Und eigentlich ging mir erst anhand dieser Bilder auf, wie schön diese Fahrräder sind!
Alle Infos zur Ausstellung 2 Räder – 200 Jahre. Freiherr von Drais und die Geschichte des Fahrrades findet Ihr auf der Webseite des Technoseum Mannheim. Die Ausstellung dauert noch bis Juli 2017 und stimmt damit auf das große Drais-Jubiläum im nächsten Jahr ein. Wie das Drais-Denkmal auf der Rheinau aussieht, das eben nicht am Wendepunkt des ersten Radausflugs der Weltgeschichte steht und auch nicht in der Ausstellung vorkommt, könnt ihr hier sehen.
Und hier das ganze Tweetup #drais200 zum nachlesen:
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