Für die Geschichte „Mit Sokrates in der Buchhandlung“ muss ich dieses Büchlein einfach lieben! Vater und Tochter suchen ein Geschenk. Die Tochter greift zu einem Band über Philosophinnen und der Vater versucht ihr auf vielerlei Art zu erklären, dass das keine passende Wahl sei, da es ja keine guten weiblichen Philosophen gäbe, denn sonst würde er, der belesene Vater, sie ja kennen … Das führt den Autor auf sehr elegante Art und Weise zu Sokrates, der sich der Grenzen seines Wissens deutlich bewusster war.
Damit haben die philosophischen Geschichten von Nicolas Dierks für mich im letzten Moment noch die Kurve bekommen, denn eigentlich wäre bis dahin mein Fazit eher ein „Na ja“ gewesen.
Die Grundidee des Buches mochte ich von Anfang an: Alltagsbegebenheiten, wie wir sie alle kennen, gehen nahtlos in eine philosophische Geschichte über, in der zentrale Ideen von Montaigne über Wittgenstein bis Hannah Arendt dargestellt werden. Das hat Charme, endet aber in vielen Fällen in etwas, was mir mit der Zeit auf die Nerven ging. Am Ende des philosophischen Spaziergangs kehrt die Handlung in den Alltag zurück, um dort eine Auflösung zu erfahren. In den meisten Fällen wirkte das auf mich konstruiert und bemüht originell.
Das fand ich schade, denn seine Alltagsgedanken und philosophischen Streifzüge haben eine solche Auflösung nicht nötig – sie funktionieren auch so ganz hervorragend!
Infos zum Buch:
Nicolas Dierks
Mit Wittgenstein im Wartezimmer
und weitere 11 Denker, die uns die Zeit verkürzen
Rowohlt Verlag
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