Erst seit relativ kurzer Zeit können Wissenschaftler nachweisen, dass Pflanzen Sinnesempfindungen haben und miteinander kommunizieren. Für diesen Nachweis war zweierlei nötig: verfeinerte Messmethoden und eine Loslösung vom anthropozentrischen Weltbild. Wer davon ausgeht, dass nur Menschen miteinander kommunizieren können, kommt erst gar nicht auf die Idee, Pflanzen dahingehend zu erforschen.
Dafür, dass uns die Erkenntnis so spät ereilte, ist sie mit dem „Wood Wide Web“ dann doch recht schnell im Mainstream angekommen. Peter Wohlleben sei Dank dafür (auch, wenn ich sein Buch „Das geheime Leben der Bäume“ nicht mochte. Dieses hier dafür um so mehr: „Menschenspuren im Wald“). Den Bäumen trauen wir mittlerweile zu, dass sie über ihre Wurzeln kommunizieren. Aber gilt das auch für alle anderen Pflanzen?
Beginnen wir am Anfang: wie sind Pflanzen entstanden?
Felicia Molenkamp dreht mit ihrem Buch „Pflanzengeflüster“ die Beweisführung um und geht ganz an den Anfang der Evolution zurück. Sie erklärt, was bereits LUCA, die Urzelle des Lebens, „können“ musste, um sich weiterzuentwickeln. Schritt für Schritt führt uns die Autorin durch die Evolution der Pflanzen. Sie erklärt die cleveren Anpassungsleistungen der Pflanzen aus der Biologie der Zelle heraus. Außerdem macht sie deutlich, wie groß die Fähigkeit zur Kooperation ist. Für die Anpassungen brauchen Pflanzen Sinneswahrnehmungen und für die Symbiosen und Kooperationen eine Form von Kommunikation. Eigentlich logisch, oder?
Was bei mir jetzt mit laienhafter Verkürzung so knapp daher kommt, ist natürlich wesentlich komplexer. Doch Felicia Molenkamp erklärt das gut und ich bin ihr trotz hoher Fachwort-Dichte mit Begeisterung gefolgt. Dazu hat auch eine stilistische Besonderheit beigetragen: Sie unterbricht den Fachjargon immer wieder mit eher flapsigen Formulierungen. Pflanzen bezeichnet sie häufig als „die Grünen“.
Allerdings haben sich die Grünen für den Schritt an Land wiederum Verbündete gesucht, denn Kooperationen hatten sie ja bereits als erfolgversprechend erlebt. In enger Beziehung mit Pilzen annektierten sie Geröll und Felsen.
Felicia Molenkamp – Pflanzengeflüster. S. 11
Bei Wissenschaftler mögen solche Formulierungen Fluchtdrang auslösen. Mir und meinem Lesefluss haben sie gut getan und die 150 Seiten zur Pflanzenevolution waren erstaunlich schnell ausgelesen!
Weitere Angaben zum Buch:
Felicia Molenkamp
Pflanzengeflüster
Wie und warum Pflanzen kommunizieren
Eine kurze Geschichte der Evolution der Pflanzen
AT Verlag
Ausführliche Rezension bei Spektrum.de
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Hallo mal wieder:) Das klingt sehr interessant, setze ich gleich mal auf meine Merkliste! Ich hab mich das schon häufiger gefragt, ob Pflanzen wohl auch ein „Seelenleben“ haben, ich finde es schon faszinierend, wie sie sich öffnen und schließen, wenn die Sonne auf- bzw. untergeht.
Ich habe Peter Wohllebens Buch auch noch auf der Liste (sowie den gleichnamigen Film). Man hört ja sehr viel Lob dazu. Ich habe von ihm nur „Das Seelenleben der Tiere“ begonnen und dann leider abgebrochen, es war mir einfach zu viel Aneinanderreihung persönlicher Erlebnisse, ich hatte es mir etwas wissenschaftlicher vorgestellt (und im Vergleich zu Karsten Brensing fand ich das hier dann sehr sehr fad…)
Liebe Grüße, Kathrin