Workbook gegen Kopfchaos: Blick in den Maschinenraum eines neurodivergenten Gehirns

Den Ratgeber „Dein Workbook gegen Kopfchaos. Strategien und Methoden für neurodivergente Menschen“ wollte ich aus zwei Gründen lesen. Einmal, weil ich mir sicher war, dass auch ich darin gute Tipps und Tricks finden werde, wie ich mit den Herausforderungen des Alltags besser klar komme. Spoiler: Das war so.

Der zweite Grund war, dass ich in den letzten Jahrzehnten ein paar Mal mit Menschen zusammen gearbeitet habe, von denen ich im Nachhinein vermute, dass sie im neurodivergenten Spektrum unterwegs waren. Damals kannte ich weder den Begriff noch das Konzept dahinter. Wäre die Zusammenarbeit besser gewesen, wenn ich Wissen über Neurodivergenz gehabt hätte? Bestimmt. Hätten wir besser miteinander gearbeitet, wenn ich die Strategien gegen Kopfchaos gekannt hätte? Spoiler: eher nicht. Denn das ist nicht das Ziel des Ratgebers. Dieses Workbook wurde vor allem für neurodivergente Menschen geschrieben. Es setzt sehr konsequent bei den Betroffenen und ihrer Verantwortung für sich selbst an. Selbstermächtigung pur – wohltuend und wertschätzend!

Vom Chaos zur Selbsterkenntnis: So kannst du dich am eigenen Schopf aus dem Sumpf ziehen

Katharina Schön beginnt ihr Buch mit einer knackigen Einführung zum Thema Neurodivergenz. Wer sich schon mal damit befasst hat, dass neurodivergent nicht die kaputte oder kranke Form von neurotypisch ist, sondern eine ganz eigene Art zu leben, zu denken und zu fühlen, der kann ihr gut folgen. Für alle anderen könnte der Einstieg anstrengend werden.

Das Workbook selbst ist in Abschnitte unterteilt, die sich jeweils mit zentralen Themen wie Selbstakzeptanz, Emotionsregulation, Stressmanagement und Prokrastination befassen. Eben genau den Themen, die im Alltag für Chaos sorgen. Jedes Kapitel beinhaltet einen erklärenden Blick in den „Maschinenraum eines neurodivergenten Gehirns“ sowie Praxisübungen und Reflexionsaufgaben. Gerade der praktische Teil war für mich die größte Überraschung. Ich lese viele psychologische Ratgeber. Sie alle beinhalten Übungen – Atemübungen, Selbstreflexionsaufgaben, Körperübungen und Aufgaben, bei denen die Lesenden sich etwas notieren sollen. Ich lese das immer ganz fasziniert – und mache das nie.

In diesem Arbeitsbuch sind nur die wenigsten Übungen zu Ende ausformuliert. Viel häufiger gibt es Vorschlagslisten, wo jede*r selbst ansetzen könnte – plus gute Argumente und Infos zur Funktionsweise. Laut Katharina Schön kommen neurodivergente Menschen besser ins Tun, wenn Sie wissen, wie und warum etwas funktioniert.

Mich überzeugt das Konzept mehr als jede „Turnübung für die Seele“ mit exakter Anleitung! Gerade die offene Form sorgte bei mir dafür, dass ich gleich anfing, darüber nachzudenken, wie es wäre, wenn … Schwupps, begann ich mit der Umsetzung.

Womit sich der Kreis zum Anfang des Blog-Beitrags schließt. Ich konnte vieles aus dem Buch für mich mitnehmen. Zuerst getestet und für gut befunden: ein Tipp gegen Aufschieberitis. Wenn dich eine Aufgabe so sehr lähmt, dass du sie gar nicht in Angriff nehmen willst, visualisiere den allerersten ganz kleinen Schritt. Schreibe ihn dir auf. Und den nächsten. So kommst du besser ins Tun. Mit einem klar definierten ersten Schritt zu beginnen ist einfacher und erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass du dran bleibst.

Genau das zeichnet die Methoden von Katharina Schön aka „Guardian of mind“ aus: Sie sind erprobt, sie funktionieren. Auch wenn ich nicht zur eigentlichen Zielgruppe gehöre, werde ich weitere testen!


Infos zum Buch:

Katharina Schön

Dein Workbook gegen Kopfchaos
Strategien und Methoden für neurodivergente Menschen
Bei AD(H)S und Hochsensibilität

Kösel Verlag


Ein Buch, das gut dazu passt: Kopf frei! Wie Sie Klarheit, Konzentration und Kreativität gewinnen

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