Was wäre, wenn das Patriarchat in Therapie gehen würde?

Wenn das Patriarchat in Therapie geht. Das Buch liegt auf einer Couch. Auf dem Buch liegt eine Lesebrille

Da liegt ein Buch auf meiner Couch und es ist gut: »Wenn das Patriarchat in Therapie geht« von Katharina Linnepe ist buchgewordene Schwesternschaft. Mit Humor, klugen Analysen und vielen Fakten stärkt sie allen Frauen und FLINTA-Personen den Rücken. »Es liegt nicht an dir, my dear – es ist das System«.

Genau dieses System, das Patriarchat, hat Therapiestunden gebucht. Es macht sich Sorgen um sein Image, das durch all diese – in seinen Augen lächerlichen – Kampagnen zur Gleichberechtigung und zur Förderung der Diversität Schaden gelitten hat. Ob die Therapeut*in da nicht was machen könne?

Es folgen höchst amüsante Therapiesitzungen, an die sich immer eine faktenreiche Analyse der gesellschaftlichen Situation anschließt. Meine liebste Passage dreht sich um den Versuch einer Familienaufstellung. Der Patriarch weigert sich, diese mit den Stoffpuppen aus der Praxis durchzuführen. In der nächsten Sitzung bringt er He-Man und andere Actionfiguren mit. Natürlich in Originalverpackung, denn dann sind sie wertvoller. Sie sollen ihn und seine Söhne symbolisieren. Dass er keine einzige Puppe eingepackt hat, die für seine Töchter oder überhaupt für Frauen in seinem Leben stehen könnte, fällt ihm gar nicht auf.

So verlaufen die »Sitzungen mit unserem kranken Gesellschaftssystem«, wie der Untertitel des Buches »Wenn das Patriarchat in Therapie geht« lautet. Die Therapeut*in gibt wirklich alles, bewahrt Distanz trotz aller Übergriffe und versucht verschiedene Therapieansätze. Aber ist dieser Patient überhaupt therapierbar? Hier mag ich nicht spoilern, sondern verrate nur so viel: Ich mag den Schluss, den die Soziologin und Comedienne Katharina Linnepe für ihr Buch gewählt hat, sehr.

Genauso wie die Tatsache, dass sie in ihren Analysen ausgiebig und ganz geschickt Klassiker der feministischen Sachliteratur zitiert. Auch das ist Schwesternschaft: anderen Frauen Raum schenken und ihre Leistung würdigen. Meine Leseliste ist gewachsen!


Infos zum Buch:

Katharina Linnepe

Wenn das Patriarchat in Therapie geht
Sitzungen mit unserem kranken Gesellschaftssystem

Beltz Verlag


Warum sich die Rubrik Feminismus in meinem Buchblog füllt, wäre einen eigenen Beitrag wert. Bis der geschrieben ist, gibt es noch einen feministischen Buchtipp: Das Mädchen auf dem Motorrad

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