Spione aus aller Herren Länder, alte russische Hexen, die immer schön bleiben, und häßliche alte Hexen, die seit Anbeginn der Zeit Männern Unglück bringen, Liebhaber und gehörnte Ehemänner, erfolglose Literaten und Jazzmusiker kurz vor dem Durchbruch – all diese Figuren treffen in „Baba Jaga“ im Paris der Nachkriegszeit aufeinander.
Damit wir uns auf gar keinen Fall langweilen gibt es noch korrupte Polizisten, übereifrige Detektive, die in einen Floh verwandelt werden, verrückte Wissenschaftler, ein junges Mädchen mit einem Huhn und jede Menge Eulengewölle, die geraucht werden.
Fehlt noch was? Ja klar – die große Liebe, für die es nie zu spät ist, spielt eine wichtige Rolle. Aber ob sie Glück bringt?
Baba Jaga, der Jazz und der Rhythmus der Figuren
So faszinierend die Geschichte ist, ein wenig mehr Feinschliff hätte ihr gut getan. Damit meine ich nicht nur die gelegentlichen Wortwiederholungen, die die Sätze holpern lassen. Toby Barlow verleiht jeder Figur ihren eigenen Rhythmus, ihre eigene Tonalität – er versucht es zumindestens.
Elga, die älteste Baba Jaga, kommt archaisch, polternd und ordinär daher. Ihre jüngere Gefährtin Zoja hat das Auftreten einer Frau, die noch nicht alle Träume verloren hat. Bei Oliver, dem Hans-Dampf-in-allen-Gassen, swingt und jazzt es; der Leser wird mit unerwarteten Rhythmusänderungen überrascht. Der in einen Floh verwandelte Kommissar hüpft und staunt über die Größe und Komplexität der Welt. Diese unterschiedlichen Stimmen sind erkennbar, hätten aber noch mehr Sorgfalt vertragen.
Schwarzhaarwald wiederum ist eine wunderbare Wortschöpfung. So bezeichnet der Floh die dunkle Mähne der Hexe, in der er zu diesem Zeitpunkt Zuflucht gefunden hatte. Noch mehr dieser Einfälle hätten mich sehr gefreut und hätten das schöpferische Universum der Hexen hervorgehoben.
Aber ich will nicht möppeln. „Baba Jaga“ hat mich an diesen Sommerregentagen hervorragend unterhalten und ich bin sehr gespannt, wie sich der Autor weiterentwickeln wird.
Infos zum Buch:
Toby Barlow
Baba Jaga
Übersetzt von Giovanni und Ditte Bandini
Roman
Hoffmann und Campe Verlag
ISBN 978-3-455-60000-1
Sophie, Betreiberin des wunderbaren Blogs Literaturen – Ein Streifzug durch Literatur und Kultur hat mir die „Baba Jaga“ zugeschickt. Danke schön!
Ihre Rezension findet ihr hier: Ein flirrendes, surrendes und wahnsinniges Abenteuer im Paris der 50er-Jahre.
Ich hatte mich so auf „Baba Jaga“ gefreut, kämpfe aber nun seit gefühlten Ewigkeiten damit und bin immer noch erst auf Seite 200. Nun bin ich echt in der Zwickmühle, aufhören oder weiterlesen? Ich weiß es echt nicht, irgendwie packt mich das Buch einfach nicht… 🙁
Gruß
Deborah
Ich habe mich gerade auf Deinem Blog umgeschaut. Ich vermute, dass Du Geschichten bevorzugst, die etwas straighter erzählt werden als Baba Jaga. Deswegen sage ich schweren Herzens: gib dem Buch noch ein Kapitel – und wenn dann der Funke nicht überspringt, leg es zur Seite!