Die souveräne Leserin: warum habe ich das erst jetzt entdeckt?

Alan Bennett - Die souveräne Leserin.
Das Buch mit einem roten Leineneinband liegt auf einer historischen Tapete mit Grünpflanzen und Vögeln.

Ob »Frauen, die lesen sind gefährlich« oder etwas in der Art von »Die kleine Buchhandlung auf einer Insel am Ende der Welt«: Ein wenig geht mir die Welle von Büchern, die die Buchliebe feiern, auf den Keks. Doch dass ich Alan Bennetts »Die souveräne Leserin« deswegen so lange ignoriert habe, war ein großer Fehler!

Deshalb möchte ich mich jetzt zuerst bei der Unbekannten bedanken, die diesen feinen Titel zur Eröffnung des öffentlichen Bücherschranks in meinem Vorort eingestellt hat. Ich feiere sie sehr – und ja, ich gehe davon aus, dass es sich um eine Frau handelt. Schließlich gibt es mehr lesende Frauen als Männer.

Die souveräne Leserin, das ist die Queen, die in Alan Bennetts Buch spät das Lesen entdeckt. Dafür holt sie dann alles nach, was sie verpasst hat. Über die Handlung, die von einem feinen Humor vorangetrieben wird, möchte ich nicht zu viel verraten. Denn jeder Spoiler würde die Freude an der Geschichte schmälern!

Was ich hier guten Gewissens erwähnen kann, ist dass dieses Büchlein eine ganz besondere Art des Lesens feiert: unvoreingenommen, offen, neugierig. Heute ein Klassiker, morgen etwas experimentell-progressives. Heute Lyrik, morgen eine Biografie. Heute leichte Unterhaltung, morgen ein philosophisches Schwergewicht. Die souveräne Leserin liest, worauf sie Lust hat. Sie bildet sich ihr Urteil und freut sich über abweichende Meinungen anderer Leser*innen. Lesend entdeckt die Queen, begleitet von einem Lese- und Buchbesorgungs-Buddy, die Welt hinter dem Hof-Zeremoniell.

Was für ein intelligentes Lesevergnügen! Falls ihr das Buch noch nicht kennt: Lernt aus meinem Fehler und lest es jetzt sofort!


Bibliographische Angaben (denn „Infos zum Buch“ wäre bei diesem Titel unpassend):

Alan Bennett
Übersetzt von Ingo Herzke

Die souveräne Leserin

Wagenbach Verlag


2 Kommentare

  1. Pingback:Öffentliche Bücherschränke: Buchparadies oder Altpapier-Sammelstelle?

  2. Kennst Du „Allzu laute Einsamkeit“ von Bohumil Hrabal? Mein Lieblingsbuch, ebenfalls eine Art Buch über die Bücherliebe, auch wenn es mit dem Satz beginnt: „fünfunddreißig Jahre arbeite ich in Altpapier, und das ist meine Love Story“. (Und das ist keine Metapher, der Protagonist ist wirklich Altpapierpresser.)

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