Die „Einführung in die Buddhistische Psychotherapie“ von Dr. Matthias Ennenbach hat gerade mal 140 kleine Seiten. Die könnte man bei normalen Lesetempo doch mal schnell eben an einen Nachmittag wegschmökern, oder?
Ich konnte es nicht.
Bei den 140 Seiten handelt es sich um ein hochdosiertes Buch-Konzentrat, das einen 600-Seiten-Wälzer ersetzt.
Anders kann ich mir nicht erklären, warum ich nicht mehr als ein Kapitel am Tag geschafft habe …
Das Leben ist, wie es ist
„Probleme sind normal, sie treten immer wieder auf. Aber wir dürfen sie nicht noch selbst verstärken und zu mehr machen, als sie bereits sind.“ S. 30
Das Leben ist, wie es ist. Wir träumen von ruhigeren, glücklicheren, gesünderen Zeiten und leiden daran, das es anders kommt als erhofft. Darum setzt die buddhistische Psychotherapie nicht bei den Problemen an, denn ein Leben ohne Probleme gibt es nicht. Sie setzt beim Menschen selbst an – und beginnt dabei bei der Körperhaltung und der Bauchatmung.
Matthias Ennenbach kann diese Vorgehensweise wissenschaftlich begründen. Es geht um das Zusammenspiel von Sympathikus und Parasympathikus und um Nervenbahnen, die sich neu bilden, wenn wir etwas Neues lernen. Das, was die moderne Wissenschaft mittlerweile herausgefunden hat, war schon immer in den buddhistischen Schriften enthalten.
Doch wer jetzt hofft, dass er mit ein bisschen Entspannung, einem tiefen Atem und ein wenig Meditation die Wende in seinem Leben herbeiführen kann, der erhält ein mitfühlendes Lächeln des Autors. Auf die erste Erkenntnis folgt das Üben, noch mehr Üben und dann noch viel mehr üben. Wie und warum geübt werden soll, das erklärt der Autor klar und deutlich. Die beiliegende CD hilft bei der Vertiefung. Segeln lernt man bei schönem Wetter, um es zu können, wenn der nächste Sturm aufzieht.
So ausgerüstet kann die nächste Krise kommen, der wir dann schon etwas gelassener begegnen können. Und eines Tages können wir uns vom Leiden befreien. Das sind große Ziele, die aber nach diesen 140 Seiten Buch-Konzentrat greifbar nah erscheinen.
Auch wenn man schon vieles zu den Themen Achtsamkeit und Meditation gelesen hat, lohnt sich diese Lektüre auf Grund der gelungenen Verbindung von Wissenschaft, Buddhismus und Psychotherapie immer noch. Die klare, prägnante und von Mitgefühl geprägte Sprache macht dieses Buch zu einem Genuss!
Infos zum Buch:
Matthias Ennenbach
Einführung in die buddhistische Psychotherapie
Eine Integration buddhistischer und psychotherapeutischer Methoden
Windpferd Verlag
ISBN 978-3-86410-021-5