Es waren die alten Buchenwälder, die dem Hainich zum Status Unesco Weltnaturerbe verhalfen.
Doch selbst ein alter Buchenwald ist kein Urwald. Das liegt einmal an der Struktur des Waldes: das dichte Laubdach der alten Buchen lässt nur wenig Licht durch, so dass kaum Unterholz wächst. Erst, wenn ein Baum umstürzt, fällt genug Licht auf den Waldboden und das Wachstum beginnt.
Zudem wurden im Hainich bis 1998 noch Bäume gefällt. Die Spuren der Forstwirtschaft verblassen genauso wie die Spuren des Truppenübungsgeländes. Doch Urwald ist der Hainich nicht – eher ein Urwald-Erwartungsgebiet.
Dschungelgefühl kommt daher nur sehr selten auf – das kann man im Nationalpark Bayrischer Wald besser erleben. Aber auch dort sind es nur wenige Waldstücke, die schon seit sehr langer Zeit nicht mehr bewirtschaftet werden. Nicht, weil man den Wald schützen wollte, sondern weil sie einfach zu unzugänglich und abgelegen waren.
Es ist auch nicht nur der Hainich, der von der Unesco ausgezeichnet und unter Schutz gestellt wurde. Auch wenn auf manchen Informationstafeln dieser Eindruck entsteht. Zu den alten Buchenwäldern, die sich Unesco Weltnaturerbe nennen dürfen, zählen in Deutschland auch
- Nationalpark Jasmund auf der Insel Rügen
- Nationalpark Kellerwald-Edersee in Hessen
- Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin in Brandenburg
- Müritz-Nationalpark in Mecklenburg-Vorpommern
Das Wahrzeichen des Hainich ist übrigens keine Buche, sondern eine Eiche: die Betteleiche nahe der Wüstung Ihlefeld. Dieser Ort fasst die ganze Geschichte des Hainichs zusammen: alte Handelsstraßen, Klostergründung, Umwandlung zum Gutshaus, Enteignung, Zerstörung und Nutzung als Truppenübungsplatz.
Wandern im Hainich
Der Hainich bietet eine touristische Infrastruktur, wie ich sie noch in keinem Wandergebiet vorgefunden habe: perfekt ausgezeichnete Wanderwege, Trocken-Toiletten mit Klopapier nicht nur an den Parkplätze, sondern auch dort, wo wichtige Routen sich kreuzen, Wanderwege und Radwege für jede Konditionsstufe und barrierefreie Spaziergänge, die sowohl für Rollstuhlfahrer als auch für Blinde geeignet sind.
Trotzdem waren wir, sobald wir die Spazierwege unter 4 km Länge oder den Weg zum Baumkronenpfad verlassen hatten, alleine im Wald. Im Juli in der Ferienzeit! Die wenigen Menschen, die uns begegneten, haben freundlich gegrüßt oder sogar nach dem woher und wohin gefragt. Das lässt vermuten, dass auch ihnen noch nicht allzu viele Menschen begegnet waren.
Wir sind den Saugruben-Weg entlang gewandert, der mir mit seiner Mischung aus blühenden Wiesen mit unzähligen Schmetterlingen und schönen Waldpassagen am besten gefallen hat.
Beim Bummelkuppenweg hat mich das lange Stück am Anfang entlang einer Schotterstraße gestört. Dieses Wegstück ist historisch bedeutend, da es sich um eine alte Handelsstraße mit Resten von Zollstationen handelt, aber mühsam zu laufen. Deswegen haben wir den Weg etwas variiert und um einen Abstecher zur Betteleiche ergänzt und am Ende des Weges noch einen Schlenker über den Urwaldpfad gemacht. So wurde trotz des Schotters zu Beginn noch eine schöne Wanderung daraus.
Den Naturpfad Thiemsburg haben wir als Abschiedsspaziergang gemacht. Dort waren wir, keinen Kilometer von der Hauptattraktion Baumkronenpfad entfernt, schon wieder von wäldlicher Stille umgeben.
Als Ausgangspunkt hatten wir Bad Langensalza gewählt, was sich als gute Idee herausstellte. Hier gibt es sogar eine Ferienwohnung, die mitten im kleinen botanischen Garten liegt, mit Kneippanlage direkt vor der Haustür! Allerdings sind es von Bad Langensalza bis zu den Wanderparkplätzen des Hainichs meist 45 Minuten Fahrzeit. Das liegt an den schmalen, schlecht ausgebauten Straßen und an der Tatsache, dass es in Thüringen generell an Umgehungsstraßen mangelt.
Wer wie ich die Pfalz vor der Haustür hat, ist schwer von anderen Wandergebieten zu begeistern. Der Hainich hat jedoch mein Herz erobert.
„Buchen im Hainich. Zu groß für ein Instagram-Foto…“
Trotzdem ein wunderschönes – geradezu kolossales – Foto. Rotbuchen sind ja recht stattliche Waldbäume und können bis zu 45 Meter hoch werden! Da dürfte es schwierig werden, sie auf einem Foto einzufangen.