Pragmatisches Prestigeobjekt, gebaut von einem Architekten, der viel lieber Visionen als Paläste und Industrieanlagen verwirklicht hätte – das ist mein Eindruck von der Saline Arc et Senans, die zum UNESCO Weltkulturerbe zählt.
Es heißt, dass die französische Aristokratie sich damals, 1774, über die Architektur echauffierte. 140 Säulen für eine Produktionsstätte? Unerhört, denn Säulen gehören nur an Kirchen und Paläste. Der Architekt Claude-Nicolas Ledoux musste Paläste bauen, denn dafür bekam er Aufträge. Seine nicht verwirklichten Entwürfe in dem kleinen Museum innerhalb der Saline Arc et Senans zeigen wohl das, was er am liebsten gebaut hätte: die perfekte Stadt. Die Saline liegt irgendwo zwischen diesen Polen.
Vielleicht habe ich das aber auch alles ganz falsch verstanden, denn das Museum macht es einem nicht wirklich einfach. Es ist kein technisches Museum zur Salzgewinnung, kein Freilichtmuseum, das zeigt, wie damals gelebt und gearbeitet wurde. Es ist auch kein Architekturmuseum und kein Wirtschaftsmuseum. Es ist von allem ein wenig und dazu noch ein Hotel, ein Kongresszentrum und ein Garten. Doch trotz des sichtbar vorhanden Nutzungskonzepts für die gesamte Anlage ist die Saline Arc et Senans vor allen Dingen Architektur. Viel Architektur.
Beeindruckend ist das allemal – nur das Museum überzeugte mich nicht und den Eintritt von 8,80€ pro Erwachsenen (Stand 2015) fand ich nicht angemessen für das, was mir an Informationen geboten wurde.
Möglicherweise habe ich aber auch nicht alle Informationsmöglichkeiten entdeckt – auf der Webseite finde ich einen Hinweis auf einen deutschen Audioguide. Der wurde mir aber an der Museumskasse nicht angeboten. Angeblich gibt es auch ein deutschsprachiges Informationsblatt an der Kasse – das habe ich beim Besuch nicht erhalten. Ich wurde nur auf Informationstafeln in den Museumsräumen hingewiesen. Die gab es aber nur in wenigen Räumen und waren sehr seltsam übersetzt. Ich weiß nun, dass ich Salzfässern, die zu einem Tafelservice gehören, Respekt erweisen muss.
Touristische Informationen zur „Saline d’Arc et Senans“ findet Ihr hier auf der Webseite. Sie richtet sich wie so viele französische Tourismus-Online-Auftritte nur an Franzosen und ist mobil fast nicht zu bedienen.
Ein Beitrag auf Arte hatte mich auf die Königliche Saline Arc et Senans aufmerksam gemacht – in diesem Fall war der Beitrag für mich informativer als der Besuch vor Ort.
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