Heute kam meine Buchbestellung vom Nautilus Verlag, der vor ein paar Wochen einen Aufruf gestartet hatte. Bitte bestellt Bücher oder wir kommen nicht über den Sommer. Kurz vorher hatte ich E-Books beim Hirnkost Verlag geordert. Auch dort hatte sich die Schieflage unerwartet verschlimmert. Außerdem braucht das Missy Magazin Abos. Eine Blogger-Freundin hat ein Kinderbuch-Website mit Online-Shop gestartet. Und die Buchhandlung meiner Ex-Kollegin in der Nachbarstadt freut sich auch über Einkäufe von mir. Genau wie yourbook.shop – alles wird Buch. Oder der Shop der Autorenwelt, die mehr Geld an Autoren weitergeben als andere Shops.
Und meine Haushaltskasse so: Erstens hast du einen Bücherei-Ausweis und zweitens befriedigen auch gebrauchte Bücher Lesegelüste.
Bücher kaufen war schon immer eine emotionale Angelegenheit für mich. Aber so kompliziert wie im Sommer 2024 war es noch nie. Die Liste der unterstützenswerten Projekte von Buchmenschen ist länger denn je – und sie brauchen die Unterstützung mehr denn je.
Nicht nur Edition Nautilus, Hirnkost Verlag oder jetzt auch der Sujet Verlag: Viel zu viele Indie-Verlage stehen auf der Kippe. Doch Deutschland braucht einen vielfältigen Buchmarkt, denn auch das ist Teil der so dringend nötigen Demokratiebildung. Bücher ermöglichen uns, uns in das Leben anderer Menschen hineinzudenken und zu fühlen. Das ist die Basis für ein gutes Miteinander. Dafür braucht es wiederum ganz unterschiedliche Bücher, die möglichst viele Lebensentwürfe sichtbar machen. Genau solche Bücher erscheinen in Indie-Verlagen.
Ich kann mit meinen Buchkäufen nicht alle Verlage und Herzensprojekte retten – aber was würde helfen?
Es gibt viele Ideen. Strukturelle Verlagsförderung ist das Schlagwort, was ich in letzter Zeit am häufigsten vernahm – also einen Verlag schon alleine dafür fördern, dass er seine Arbeit macht. Eben weil diese Arbeit für unsere Gesellschaft genauso wichtig ist wie freier Journalismus, Museen und Schulbildung. Klingt gut – aber was für Bücher würden so entstehen? Und wer würde sie lesen?
Mir begegnen immer wieder Bilderbücher aus Österreich, die eine staatliche Förderung erhalten. Etwas Vergleichbares kenne ich aus Deutschland nicht. Diese Kinderbücher sind häufig so künstlerisch wertvoll, dass es eine Kunstvermittlerin braucht, damit Kinder sich mit ihnen beschäftigen. Versteht mich nicht falsch – auch solche Bücher sind relevant, auch das ist ein Bildungsangebot, dass eine lebendige Gesellschaft benötigt. Aber wieviele davon brauchen wir?
Nüchtern betrachtet: Angebot und Nachfrage passen nicht mehr. Wir produzieren zu viele Bücher, mehr als wir Kaufbudget, Leser*innen und Lesezeit haben.
Und ich, ich kaufe zu viele Bücher. Das Bild zeigt mein Regal der ungelesenen Bücher. Weswegen ich jetzt lesen gehe. Könnte jemand in der Zwischenzeit meine kleine, heile Buchwelt retten? Ich hänge an ihr, wirklich!
Gute Nachrichten gab es vom Hirnkost Verlag: die Insolvenz sei (erst einmal) abgewendet. Wer sich jetzt überlegt, bei der Edition Nautilus zu bestellen, sei dieser Titel ans Herz gelegt: