Als ich das Buch zum ersten Mal in die Hand nahm, blätterte ich gleich zu dem Kapitel vor, in dem die Eiche vorgestellt wird. Damit habe ich dem Standardwerk „Der Geist der Bäume“ unrecht getan, denn gerade das Einführungskapitel hat es in sich.
„Wildnis Wald – Aufbau und Zusammenarbeit“ lautet eine der Kapitelüberschriften. Solche Themen hatte ich erwartet.
Aber „Bäume, Elektrizität und Magnetismus“? Das klang nach einer spannenden, aufschlussreichen Lektüre.
Was passiert, wenn ein Mensch einen Baum umarmt?
Interessant fand ich die Forschungen zum Thema elektrische Ströme bei Pflanzen. Jeder Baum hat ein ganz eigenes, charakteristisches Strömungsmuster, das sich wiederkehrend mit den Mondphasen und Jahreszeiten verändert. Die Elektrizität ist auch auf der Rinde nachweisbar. Mir gefällt die Vorstellung, dass wir, wenn wir einen Baum berühren, tatsächlich Kontakt zu seiner Energie aufnehmen!
Neu war mir auch die Theorie, dass Wälder das Magnetfeld der Erde stabilisieren helfen. So liegt der Punkt mit der höchsten Intensität des Magnetfelds auf der Nordhalbkugel nicht dort, wo er rein rechnerisch erwartet wird, sondern 2500 km weiter südlich – genau über dem letzten großen Waldgebiet Kanadas.
Auf die naturwissenschaftliche Betrachtung des Ökosystems Wald folgt eine ausführliche Geschichte der Baumverehrung durch die Jahrtausende. Welche Götter wurden mit welchem Baum assoziiert? Welche Völker haben Bäume verehrt? Anscheinend gab es in fast allen Kulturen heilige Bäume. Die Kult-Unterschiede zwischen Völkern, die in Waldgebieten lebten, und solchen, die Bäume nur in den Oasen vorfanden, sind minimal. Heilige Haine gab es zu jeder Zeit.
Im Kapitel „Das verborgene Leben der Natur“ wird die Welt der Naturgeister vorgestellt und das Phänomen der Wächterbäume, Häuptlingsbäume und schwarzen Bäume erläutert. Es folgen Tipps zur Baummeditation. Erst dann gelangt der Leser zu dem Kapitel mit den Baumportraits – also der Teil des Buches, den ich in meiner Neugier zuerst aufschlug. Jetzt geht es wirklich raus in den Wald, so wie wir ihn heute erleben.
Wer es abschließend noch genauer wissen möchte, findet am Ende des Buches noch einmal 22 Seiten, die die botanischen Grundlagen und den Stoffwechsel der Bäume detailliert erläutern.
Fred Hageneder erklärt die Welt der Bäume auf vielen Ebenen: botanisch, als Teil des Gaia-Systems, historisch, anthroposophisch, naturheilkundlich, spirituell. Jede dieser Sichtweisen auf den Wald ist für ihn gleichberechtigt. Wer bereit ist, sich auf diesen offenen Blick einzulassen, wird mit einer hochinteressanten Lektüre belohnt. Mich hat „Der Geist der Bäume“ tief beeindruckt.
Infos zum Buch:
Fred Hageneder
Der Geist der Bäume
Eine ganzheitliche Sicht ihres unerkannten Wesens
ISBN: 978-3-89060-632-3
Mehr Buchtipps zu den Themen Natur und Garten findet Ihr hier auf meinem Blog. Hier findet Ihr mehr Rezensionen zu den Themen Spiritualität und bewusstes, achtsames Leben – viel Spaß beim Stöbern!