Ein kluger alter Mann und ein leidenschaftlicher Jungspund gemeinsam auf der Suche nach den verborgenen Geheimnissen des Lebens und der Liebe, angesiedelt in einer unbestimmt orientalischen Atmosphäre, vollgespickt mit schönen und schlauen Sätzen, die hängenbleiben – so könnte ich „Der Gesang des Windes“ von Jill A. Moebius umschreiben.
Jill A. Moebius schreibt über das, was allen spirituellen Pfaden gemeinsam ist. Diese Stärke des Buches war für mich jedoch auch gleichzeitig seine Schwäche.
Ihr Roman spielt in einer Welt, die von allen religiösen und spirituellen Traditionen Farbe und Atmosphäre erhalten hat. Der Hirte Omar gehört zu einem nomadisch lebenden Wüstenvolk, kennt aber auch Städte und Dörfer und streift durch die Berge und bewaldete Flußtäler. Die Übungen und Meditationen, die sein Meister lehrt, enthalten genauso Sufi-Elemente wie Spuren von Yoga und anderen Traditionen.
Durch dieses Mosaik bekommt die Lehre zwar einen universellen Charakter, bleibt aber für mich an manchen Stellen etwas diffus. Mein Leserherz hätte sich manchmal eine eindeutigere Verwurzelung und griffigere Caharaktere gewünscht.
Die Lektüre war für mich ein Vergnügen, das häppchenweise genossen werden wollte. Gut drei Monate habe ich mit den 210 Seiten und Omar, dem jungen Hirten mit der leidenschaftlichen Sehnsucht im Herzen, verbracht. Eine angenehme (Lese)Zeit.
Folge der Stimme deines Herzens, erfahre die Stille und lebe im Einklang mit der Natur – das sind zeitlose Wahrheiten, die in schöner Atmosphäre präsentiert werden.
Liebe alles, was auf deinem Weg liegt – die Erde, die Felsen, die Blumen, die Bäume, das Brot in deiner Hand, den Menschen, der an dir vorbeigeht. Erlaube deinem Herzen, überzufließen und deine Liebe an alle zu verströmen. Das wird dir wahre Glückseligkeit und Frieden bringen.
Der Gesang des Windes – S. 195
Bibliographische Informationen:
Jill A. Moebius
Der Gesang des Windes
Eine Parabel vom Leben und der Liebe
Via Nova Verlag
ISBN 978-3-86616-310-2