Vater Arthur Scott, so stellte er sich dem Museum vor. Der Mäzen im Habit eines Jesuitenpriesters hatte im Kofferraum seines Autos ein wertvolles Gemälde aus dem Nachlass seiner Mutter, dass er dem Museum schenken wollte. Er übergab dem Museum das Bild und fuhr davon.
Bereits die erste Überprüfung ergab, dass es sich um eine Fälschung handelte.
Vater Arthur Scott besuchte unter anderem Namen auch noch weitere amerikanische Museen. Die Bilder, die er verschenkte, waren gerade mal so gut gefälscht, dass sie einem ersten prüfenden Blick stand hielten – aber nicht länger.
Warum tat er das? Was war sein Beweggrund?
Ruhm, Geld, Rache und Genugtuung sind die häufigsten Motivationen für Kunstfälscher.
Geld, so nehmen die meisten an, ist die eigentliche Triebfeder hinter jeder Kunstfälschung. Fakt ist, dass es selten das primäre Ziel ist, auch wenn es später, nach einem ersten großen Erfolg, der Hauptgrund für den Fälscher ist, mit dem, was er tut, weiterzumachen. Den Grad der eigenen Genialität auszureizen, sein Können zu demonstrieren, sich am Establishment, von dem man gekränkt wurde, zu rächen, Ruhm und Bewunderung – das sind viel eher die Kriterien, die einen Künstler zum Fälscher werden lassen.
S. 189
Vater Arthur Scott passt nicht so recht in dieses Schema und genau deswegen blieb er in meinem Lesergedächtnis.
Ebenfalls im Gedächtnis bleiben werden einige Worte: Krakelüre. Lukrieren. Provenienz. Für Worte-Sammler ist das Buch ein einziges Vergnügen.
Ich bin zwar leidenschaftliche Museumsbesucherin, doch mit dem Kunstmarkt oder der Restauration von Kunstwerken habe ich mich bisher kaum befasst. Daher waren mir diese Begriffe neu. Krakelüre sind die feinen Risse auf der Oberfläche eines Gemäldes, die im Laufe der Jahrzehnte entstehen. Lukrieren bezeichnet den wirtschaftlichen Erfolg auf einer Auktion und die Provenienz ist die Biographie eines Sammlerobjektes – wer hat es wann besessen und wo wurde das Kunstwerk erwähnt. Die Lektüre erweitert nicht nur den Wortschatz, sie ist auch äußerst vergnüglich.
Doch besitzt nun ein Original diese gewisse Aura, die es zu etwas ganz Besonderem macht? Kann man ein Original wirklich „erspüren“? Anscheinend nicht. Das lassen zumindest die vielen Irrtümer und Fehlbewertungen von Experten, über die in diesem Buch berichtet wird, vermuten.
Wann also kann man sicher sein, dass ein Original keine Fälschung ist? Dann, wenn es die richtigen Papiere hat. Aber diese Papiere kann man auch fälschen. Genauso wie Weinflaschen.
„Original Meisterfälscher“ – Vergnügliche Lektüre, sofern man kein Sammler ist.
Bibliographische Angaben:
Noah Charney
Original Meisterfälscher
Ego, Geld & Größenwahn
Psychogramme und Motive der berühmtesten Fälscher
Einblicke in den Kunstbetrieb – spannend wie ein Krimi
Fakes in Kunst, Archäologie und Literatur
ISBN 978-3-85033-921-6