Musikethnologie war diesmal die Wissens-Insel, zu der mich meine Neugier trieb.
Das kam so: Yoga machen, Mantras hören. Neugierig werden. Bücher über Mantras lesen. Auf das Thema Raga stoßen. Konzerte in der OMM, der Orientalischen Musikakademie Mannheim, besuchen. Noch neugieriger werden. Versuchen, das System der Ragas zu verstehen. Genussvoll daran scheitern. Neugierig bleiben und sich für Weltmusik zu interessieren beginnen.
Für mein Leseverhalten typisch: Neue Themen und Bücher treten immer zusammen auf. Dabei greife ich auch gerne zu Büchern, die eigentlich nicht für mich geschrieben wurden, und nehme dabei in Kauf, dass ich nicht alles verstehen werde. Macht nichts, denn diese Art des Lesens bringt mir sowieso mehr Erkenntnisgewinn, als ich mir langfristig merken kann.
So war es auch in diesem Fall: Musikethnologie von Lars-Christian Koch, erschienen in der Reihe Musik kompakt beim Verlag WBG Academic. Um es aus der Perspektive der nicht-studierten Leserin zu sagen: ein Buch von Uni-Menschen für Uni-Menschen. Also nicht wirklich für mich. Eine Einführung in den Studiengang Musikethnologie und damit kein populärwissenschaftliches Werk.
Das bringt eine eigene Herangehensweise mit sich. Zuerst müssen Studienobjekt und Methodik geklärt werden. Das wäre für mich nur halb so interessant, wenn die Musikethnologie nicht eine Besonderheit mit sich bringen würde: Wie kann ich als Europäerin mir die Musik eines anderen Kontinents anhören, ohne eine Wertung auf Grund meiner eigenen musikalischen Vorbildung einzubringen? Das Buch beschäftigt sich erfreulich gründlich mit Themen wie Eurozentrismus und Postkolonialismus. Um diese Problematiken zu erläutern, stellt der Autor dem Buch eine Einführung in die Geschichte der Musikethnologie voran, die mir sehr viel Aha-Momente beschert hat. Bei Themen wie Tonsystemen und Notierung bin ich erwartungsgemäß ausgestiegen. Doch das stört mich nicht.
Noch etwas möchte ich loben: Das extrem lesefreundliche Layout und die kluge, klare Buchgestaltung haben mir beim Lesen sehr geholfen. Wäre das Buch eine Bleiwüste alten Stils, wäre ich bei dem Thema Musikethnologie nicht weit gekommen. Und das wäre schade gewesen!
Weitere Angaben zum Buch:
Lars-Christian Koch
Musikethnologie
Reihe Musik kompakt
Eine ähnliche Lese-Erfahrung: Handbuch Popkultur. Popkultur als Wissenschaftsdisziplin und Forschungsfeld – da habe ich mich auch nicht daran gestört, dass ich nicht alles verstanden habe.
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