Nicht überzeugen konnte mich die Ausstellung „Barock. Nur schöner Schein?“ im Reiss Engelhorn Museum in Mannheim. Das begann schon damit, dass ich mir eine Taschenlampe gewünscht hätte. Die Barock Ausstellung ist sehr schlecht ausgeleuchtet. Die Schilder auf den Vitrinen haben eine weiße Schrift auf grauen Grund was im Zusammenspiel mit dem Licht dazu führte, dass ich einiges nicht lesen konnte.
Auch mit dem Aufbau der Ausstellung wurde ich nicht warm. „Ausgewählte Exponate präsentieren Vielschichtigkeit des barocken Zeitalters“ heißt es auf der Webseite zur Ausstellung und genau das beschreibt für mich eines der Probleme, dass ich mit der Schau hatte. Es war ein durchzappen durch ein Zeitalter. Mir fehlte der rote Faden. Gleichzeitig waren die Themenfelder – Raum, Körper, Wissen, Ordnung, Glauben und Zeit – so abstrakt gewählt und formuliert, dass es mir schwer fiel, mir einen eigenen roten Faden zu spinnen.
Der dritte Grund, warum mich die Ausstellung enttäuscht hat, war der fehlende Regionalbezug. Es gab zum Themenfeld Ordnung Stadtpläne von der Quadratestadt Mannheim und der Fächerstadt Karlsruhe, irgendwo wurde auch mal der Kurfürst gesichtet und das Teleskop stammt aus der Mannheimer Sternwarte. Doch mir war das zu wenig.
Natürlich gibt es für diese Mängel gute Gründe. Die Ausstellung stammt aus dem Kunsthistorischen Museum Wien. Das Licht hängt nicht nur mit veralteter Ausstellungstechnik, sondern auch damit zusammen, dass viele alte Bücher und Landkarten gezeigt wurden. Aber gerade Bücher sind, so sehr ich sie schätze, äußerst langweilige Exponate wenn man nicht darin blättern kann.
Vielleicht hätte ich einfach der Kinder-Ausstellung folgen sollen. Die sah nämlich richtig gut aus.
Doch auch diese Ausstellung bietet Aha-Effekte. Daran werde ich mich erinnern:
- die Flohfalle, eine kleine Röhre, die von innen mit Honig ausgestrichen wird und mit einem blutgetränkten Wattebausch gefüllt wird. Das kleine Röhrchen wird dann in der Perücke versteckt und nach einer gewissen Zeit mit den gefangenen Flöhen in heißes Wasser geworfen.
- die Begeisterung für neue Technik – in dieser Epoche war es das Mikroskop.
- Fake-News, die damals noch per Flugblatt verkündet wurden und sich doch so schnell wie nie zuvor im Land verbreitet haben. Auch für die damaligen Fake-News gilt, dass viele so abstrus waren, dass man ihnen ihre Falschheit gleich hätte ansehen können.
Ich hoffe, es findet sich bald ein edler Spender, der dem Museum zu einer besseren Beleuchtung verhilft.
Infos zur Ausstellung:
Die Ausstellung „Barock. Nur schöner Schein?“ läuft noch bis Mitte Februar 2017. Alle Informationen zur Ausstellung findet Ihr auf der Webseite des Museums.
Zwar wohne ich in Mannheim, war aber noch nicht in der Ausstellung. Das vorausgeschickt möchte ich zur Ehrenrettung des Reiss-Engelhorn-Museums sagen, dass die Beleuchtung dort normalerweise sehr gut ist – vermutlich war das gedimmte Licht also tatsächlich an den Exponaten.
Das Museum wurde – dank des edlen, kürzlich verstorbenen Spenders Curt Engelhorn – ja erst vor einigen Jahren renoviert/saniert. Daran kann es also nicht gelegen haben.
Und schließlich: Dieser ganze Klumpatsch von Fächer- und Quadratestädten kommt einem in der Kurpfalz fast aus den Ohren raus. Darüber gibt es gerade in Karlsruhe, Schwetzingen und Mannheimdoch jede Menge Literatur. Jedenfalls mehr als z.B. über die Architektur und Symbolik des hamburger Rathauses.
Bisher hatte ich noch keine große Lust, mir die Ausstellung anzusehen. Aber die Flohfalle, also das finde ich spannend! Danke Geschichtenagentin!
Ja, die Flohfalle war so eines der Objekte, die das Zeitalter des Barocks für mich erfahrbar gemacht haben. Davon hätte ich mir einfach mehr gewünscht.
Wann wurde das Zeughaus denn saniert? Ich habe online nur was von 2007 gefunden. Punktuelles Licht für die nicht empfindlichen Objekte hätte ja schon geholfen. Genauso wie eine Vitrinenbeschriftung in anderen Farben. Oder eben eine Taschenlampe für mich 😉