2015 hatte ich schon keine Top Songs für meinen Kollegen vom Grooveblog – darüber hatte ich hier gebloggt. Dieses Jahr ist das auch nicht anders, aber trotzdem ist alles besser. Viel besser. Nicht nur, weil der Student über mir, der im letzten Jahresrückblick eine entscheidende Rolle spielte, ausgezogen ist.
Ich habe so viel Musik gehört wie schon lange nicht mehr; darunter auch viel Neues, sehr viel Neues. Ich habe so viel Musik gehört, dass kein Song es geschafft hat, ein Jahreshit zu werden, denn es gab immer noch den nächsten Song zu entdecken. Und den darauf. Und den übernächsten.
Hatte ich letztes Jahr noch Orientierungsschwierigkeiten, gab es dieses Jahr damit einen akustischen roten Faden für mich: weiterhören, immer weiterhören. Nächstes Genre, nächster Künstler, nächstes Thema.
Mochte ich mich 2015 noch nicht so recht mit Spotify anfreunden, bin ich Ende 2016 eine Heavy Userin. Und das kam so:
2016, Spotify und ich
Am Anfang stand ein Stück Technik. Meine Stereo-Anlage hatte ich mir noch von meinem Ausbildungsgehalt gekauft, also Ende der 80er Jahre. Dieses Jahr wurde um- und aufgerüstet. Mit dem Yamaha MusicCast AV Receiver RX-V479 konnte ich zum ersten Mal Musik von der Festplatte auf einem nicht umständlichen Weg über gute Boxen hören.
Natürlich nicht nur Musik von der Festplatte, sondern auch Youtube. Aber hier nervt die Werbung immer noch so wie in 2015, eher mehr. Also doch mal Spotify testen? Aber die haben doch das, was mich interessiert, eh nicht?
Das war ein Irrtum. Sogar die Mannheimer Ikone Schwefel ist dort vertreten. Mit 21 monatlichen Hörern – das sollten wir ändern. Die 3 Mustaphas 3 (314 monatliche Hörer) hatte ich vor Jahren mal auf dem Fest in Karlsruhe gehört und jetzt in einem Anfall von Alterssentimentalität wieder gesucht. An den Namen konnte ich mich nicht mehr erinnern, nur noch an die große Staubwolke, die über dem Festivalgelände lag, weil alle sich in Rundtänzen geübt haben. Ich habe sie gefunden.
Nicht nur Sentimentalität befriedigen, auch neue Musik entdecken funktioniert. Der Algorithmus ist erstaunlich gut und über den von Spotify vorgeschlagenen Mix der Woche habe ich tatsächlich schon viel entdeckt. Allerdings ist die Facebookseite von RRRSoundz für mich immer noch meine liebste Quelle für ganz was Neues, ganz was anderes.
Ein schaler Beigeschmack bleibt jedoch bei Spotify: viel Geld kommt bei den Künstlern nicht an. Doch bis jetzt ersetzt Spotify bei mir nicht den Kauf von Musik. Ich hatte in den letzten Jahren eh fast nichts mehr erworben. Spotify ist für mich erst mal ein Weg, neue Musik zu finden und alte Musik wieder zu entdecken.
Damit ersetzt Spotify das Radio meiner Jugend, das ist schmerzlich vermisst hatte. Damals hörte ich jede Woche die BBC-Charts. Die spannendsten Hörerlebnisse begannen meist mit dem Satz: „Neueinstieg auf Platz 53. Die Single liegt uns nicht vor, wir spielen sie dann nächste Woche.“ Die BBC-Charts wandelten sich und ich wechselte zu Klaus Walter mit seiner Sendung Der Ball ist rund im Hessischen Rundfunk. Als die dann auch eingestellt wurde war meine musikalische Neugier heimatlos geworden.
Tote Helden und warum mich das nicht erschüttert.
Oder nur ein wenig. Etwas. Verdammte Sterblichkeit.
2016 war das Jahr, in dem viele Musiker und Künstler verstorben sind, von denen ich noch gerne viel mehr gehört hätte. Trotzdem werde ich nicht in das Wehklagen einstimmen. Als Klageweib tauge ich nicht viel. Ich erfreue mich lieber an dem, was sie uns hinterlassen haben und bin dankbar für alles, was sie geben konnten.
Als meine Oma die 90 Jahre schon überschritten hatte, gestand sie mir, dass sie gar keine Lust mehr hätte, sich die alten Filme anzuschauen. „Weißt Du“ sagte sie zu mir „ich denke dann nur: der ist auch schon tot. Das macht keine Freude mehr.“
So ist das, wenn man älter wird. Unsere Helden und Ikonen sind meist zehn bis zwanzig Jahre älter als wir. Zudem haben wir viele Helden und kennen viele Promis – mehr als frühere Generationen. Das bringt es mit sich, dass wir sie jetzt sterben sehen und 2017 wird das so weitergehen. Mit jeder neuen Todesnachricht werden wir wieder mit unserer eigenen Sterblichkeit konfrontiert. Das tut weh.
Was helfen könnte: sich jüngere Idole suchen. Am besten solche, deren Lebensstil vermuten lässt, dass sie älter als 30 Jahre werden.
Bonuskapitel: Musik lesen
Über gelesene Musik gibt es dieses Jahr nicht so viel zu berichten, denn Die Geschichte des Rock’n’Roll in zehn Songs hat mir nicht gefallen. Kein weiteres Musikbuch fand in 2016 den Weg zu mir. Sollte ich mehr Musikbücher suchen, bietet diese Liste des Billboard Magazine reichlich Lese-Inspiration. Aber Listen abarbeiten war noch nie mein Ding.
Dafür gab es in 2016 eine unerwartete Querverbindung zwischen Musik und Kunst: die großartige Ausstellung Abstract Loop hätte ich mir zu gerne mit der Musik der Battles im Ohr angehört. Loops fürs Ohr und für das Auge – das wäre es gewesen! Die Battles hatte ich auf dem Maifeld Derby gesehen und war schwer beeindruckt.
Womit ich wieder beim Anfang wäre: Auch das Maifeld Derby hat eine Playlist auf Spotify – ich höre mich schon mal ein. Sehen wir uns dort?
Spotify-Playlists. Eine Auswahl: