Es ist ein bisschen so, als würde man mit dem Heiler und Imker Edgar Zimmermann am Küchentisch sitzen und ihm zuhören. Er erzählt, lamentiert, grummelt, schmunzelt und kommt vom Hölzchen aufs Stöckchen. Am Ende hat er alles gesagt, was er sagen wollte, doch der Weg dahin ist eigen.
Zu erzählen hat er viel. Wie es sich anfühlt, als Kind seine Gabe zu entdecken, und sich dann autodidaktisch zum Heiler auszubilden. Was für ihn Heilen bedeutet und warum der Klient immer mitarbeiten muss. Wie er das Rutengehen und das Pendeln für sich entdeckte. Über den Charakter von Landschaften und sein Interesse an der Geomantie.
Doch am meisten fasziniert hat mich in „Der Heiler und die Bienen“ das lange Kapitel über die Imkerei. Jetzt verstehe ich mehr davon, wie ein Bienenschwarm lebt und agiert, und wie sehr ein Imker in ihr Leben eingreift. Im optimalen Fall profitieren beide Seiten davon. In anderen Fällen ähnelt Imkerei der konventionellen Milchvieh-Haltung, bei der die Kälber von der Mutter getrennt aufwachsen.
Am spannendsten fand ich seine Beobachtungen zur Varroamilbe, die sich zum Großteil in den Waben der Bienen befindet und sich dort vermehrt. Wenn ein Bienenvolk schwärmt, wird der Vermehrungszyklus der Milbe unterbrochen. Doch durch Zucht sind Bienenvölker entstanden, die seltener schwärmen. Und auch sonst lassen sich Imker allerlei einfallen, um das Schwärmen zu unterbinden. Möglicherweise schaffen sie damit optimale Brutbedingungen für den Bienenschädling.
Ich bezweifel, dass das eine allgemein gültige Lehrmeinung ist. Das würde mich bei einem Querdenker* wie Edgar Zimmermann überraschen. Doch gerade durch seine Querdenkerei* entwickelt das Buch einen eigenen, spröden Charme.
Wer ein gut durchkomponiertes Sachbuch erwartet, sollte die Finger von „Der Heiler und die Bienen“ lassen. Wer aber Spaß an Own-Voice-Erzählungen hat, wird die Lektüre nicht bereuen!
Infos zum Buch:
Edgar Zimmermann
Co-Autorin Andrea Michaelis
Der Heiler und die Bienen
Eine wahre Geschichte
Freya Verlag
Leseprobe & Blick ins Buch
Im Freya Verlag ist übrigens auch das einzige Buch zu Waldbaden erschienen, das mich überzeugt hat.
*so ändern sich die Zeiten. Als der Blog-Beitrag online ging, war Querdenker noch ein ganz normaler Begriff. Nur ein paar Monate später würde ich eher den Begriff „Original“ verwenden.