Seltsam, wie der Rahmen namens „Bilderbuch“ für mich die Wirkung des Märchens „Wie der König seinen Feind verlor“ verändert.
Jorge Bucay erzählt eine schöne Geschichte, die etwas gekürzt gut in mein Lieblingsbuch von ihm gepasst hätte: „Komm, ich erzähl Dir eine Geschichte“ ist eine Sammlung von Erzählungen, die alle dazu einladen, das Leben aus einem neuen Blickwinkel zu betrachten.
Der König möchte nicht nur mächtig, sondern auch beliebt sein. Doch der Magier, der immer ein offenes Ohr für alle hat, ist eindeutig beliebter. Darum würde der König ihn gerne ermorden lassen, doch der schlaue alte Mann prophezeit ihm, dass sie beide am gleichen Tag sterben werden. Da bekommt es der Herrscher mit der Angst zu tun und er achtet nun genau darauf, dass dem Magier nichts zustößt. Aus dem gehassten Feind wird erst ein Ratgeber und dann ein Freund. Der König hat gelernt, seinen Schatten anzunehmen und das, was er gehasst hat, zu integrieren. Letztlich wird die Prophezeiung eintreffen – doch dazwischen werden viele Jahre liegen, die der König den Magier überlebt. Die Geschichte endet mit einem Brief an den Sohn und spätestens hier gerät das Märchen von Jorge Bucay vor lauter Botschaft aus dem Gleichgewicht.
Der Teddy wirkt stärker als der Text
„Wie der König seinen Feind verlor“ ist ein Märchen für Erwachsene, das mehr als ein Märchen sein will. Es will logisch sein und einen deutlichen Rat geben, was ihm nicht bekommt.
Was im Gedächtnis bleibt, sind die Zeichnungen von Gusti. Er gibt dem prächtigen, hermelin-starren Machtmenschen einen kleinen Teddy auf den Arm und stellt so ganz einfach klar, dass auch dieser Herrscher nur geliebt werden will.
Infos zum Buch:
Jorge Bucay – Text
Gusti – Illustrationen
Wie der König seinen Feind verlor
Bilderbuch
KJB im Fischer Verlag
ISBN 978-3-596-85596-4