Portugal habe ich erst viel zu spät für mich entdeckt. Südfrankreich war lange Jahre mein Lieblingsreiseziel. Bis zu dem Jahr, in dem ich im Herbst spontan einen warmen, sonnigen Ort suchte und Urlaub an der Algarve machte.
Dieser Urlaub hatte Folgen. Eine Folge davon leuchtet mir sonnengelb aus dem Kochbuch-Regal entgegen: „Die portugiesische Küche
A Cozinha Portuguesa“.
Ich habe mich in Portugal auf Anhieb wohlgefühlt: schöne Landschaft, warmes, sonniges Wetter, unglaublich nette, angenehme Menschen und allerfeinstes Essen aus frischen Zutaten. Schon nach zwei Tagen konnte ich nicht mehr nachvollziehen, warum es so lange gedauert hat, bis ich diesen Winkel Europas für mich entdeckt habe.
Daran, dass ich mich spontan und sofort wohl gefühlt habe, war auch das Essen schuld – insbesondere das beste Grillhähnchen meines Lebens, das es an einem Tag gab, an dem es viel zu heiß zum wandern war. Im Oktober. Nach dem Hähnchen wollte ich erst recht nicht mehr wandern.
Lieber dachte ich an jenem viel zu heißen Tag in der Kneipe im Schatten der Kirche darüber nach, was mich eigentlich an der portugiesischen Küche so begeistert. Da wären zuallererst die frischen Zutaten zu nennen, die so hochwertig sind wie nur etwas sein kann, das nicht aus der Lebensmittel-Industrie stammt.
Zudem wirkt die portugiesische Küche auf eine geheimnisvolle Art vertraut. Gegrilltes Fleisch – fast so, wie wir Deutschen es machen würden, nur besser. Bohnensuppe mit Rippchen und Eintöpfe aller Art. Die Auslage beim Bäcker sieht sehr bekannt aus und das Brot ist wirklich BROT. Zum Glück gibt es auch Stockfisch und Galao, sonst ginge das Urlaubsgefühl vielleicht ganz flöten.
Es könnte an den Kreuzrittern liegen …
Nach dem Grillhähnchen, im Schatten der Kirche, habe ich mich gefragt, wieviele deutsche Kreuzritter eigentlich damals in Portugal hängen geblieben sind. Wenn diese edlen Recken auf die beschwerliche Weiterreise in das gelobte Land verzichtet haben, dann sind bestimmt auch viele Bäcker und Metzger aus ihrem Tross im nicht ganz so gelobten, aber sehr, sehr angenehmen Portugal geblieben … DAS könnte die gefühlte Nähe zwischen der portugiesischen und der deutschen Küche erklären. Könnte.
Ich werde diese Theorie weiter verfolgen, in dem ich so nach und nach alle Rezepte aus „Die portugiesische Küche – A Cozinha Portuguesa“ nachkoche.
Zwischendrin werde ich immer wieder albern kichern müssen. Das liegt dann nicht am Vinho Verde, sondern an den großartigen Illustrationen.
Die Warenkunde-Seite, die erklärt, was nun Wurst ist und was alles nicht als Wurst, sondern „Enchidos“ bezeichnet wird, wird mir für immer im Gedächtnis bleiben.
Genauso der Unterschied zwischen Pimentao, Pimento und Pimenta – Paprikapulver, Paprika und Pfeffer – einleuchtend, wenn man ihn einmal gezeichnet gesehen hat.
Jetzt wollt ihr noch wissen, wie die Rezepte sind? Lecker.
Aber eine Zutat fehlt: SONNE!
Alexandra Klobouk / Rita Cortes Valente de Oliveira / Ricardo Jorge Pereira / Mariana Veloso / Eva Gonçalves / Luis Ehlert
Fotos von Ricardo Jorge Pereira, Mariana Veloso
Die portugiesische Küche
A Cozinha Portuguesa
Kunstmann Verlag
ISBN 978-3-88897-940-8