Kürzere Sätze ergeben noch kein Jugendbuch: die letzte Drachentöterin

Jasper Fforde - Die letzte DRachentöterin Band 1Die Magie ist schwach geworden in den Ununited Kingdoms und Bürokratie macht den Zauberern das Leben schwer.

Auf fliegenden Teppichen dürfen keine Personen mehr transportiert werden und der Präkogniker sagt in der Gärtnerei die Farben der Blüten voraus.

KAZAM, die Vermittlungsagentur für Zauberer läuft schlecht und die Pleite naht.

Organisiert wird der Broterwerb von Jennifer Strange, die noch nicht ahnt, dass sie die letzte Drachentöterin ist und bald in einem gepanzerten, stacheligen Rolls Royce in ein wildes, seit 400 Jahren unberührtes Land fahren wird.

Auf Jasper Fforde und seine wild sprudelnden verrückten Ideen ist auch diesmal wieder Verlass. Ich habe mich köstlich amüsiert – so lange ich ignoriert habe, dass es ein Jugendbuch sein soll.

Eine jugendliche Drachentöterin macht noch kein Jugendbuch

Jennifer Strange ist von Anfang an recht selbstbewusst. Woher sie als Findelkind dieses Selbstbewusstsein zieht, bleibt nebulös. Eine innere Wandlung macht sie nicht durch.

Das ist einer der Gründe warum „Die letzte Drachentöterin“ für mich zwar ein höchst vergnügliches Buch, aber eben kein Jugendbuch ist.

„Kann der Abwaschzauber nicht auch die Wäsche machen?“
„Der ist in der alten Zaubersprache RUNIX. Die ist Read-only und kann nicht verändert werden.“

Die Heldin wird zwar in zwei Wochen 16, doch nur sehr wenige Gags stammen direkt aus der Erlebniswelt eines Jugendlichen. Das erschwert die Identifikation mit der Hauptfigur, die zudem über weite Strecke un-emotional wirkt, sehr.

„Die letzte Drachentöterin“ weist zwar deutlich kürzere Sätze und wesentlich weniger verschwurbelt-verschachtelte Gags als die „Thursday Next“ Serie von Jasper Fforde auf, doch das alleine reicht für mich nicht, um das Buch als Jugendbuch zu bezeichnen.

Das Cover und die für einen Fantasy-Roman recht schlanken und großzügig gesetzten 251 Seite lassen auf ein Kinderbuch ab 10 Jahren schließen. Das täuscht. Die Empfehlung ab 14 Jahren passt. Noch ehrlicher wäre: für alle erwachsenen Thursday-Next-Fans, denen es immer zu lange dauert, bis der nächste Band auf Deutsch erscheint.

Ähnlich wie bei Neil Gaimans „Der Ozean am Ende der Straße“ – diesem angeblichen „poetischen Juwel“ – haben Verlag und Marketing-Abteilung auch hier dem Buch keinen Gefallen getan.

Quarktier statt Dodo, Marzipan statt Käse

Was in der Welt von Thursday Next der Dodo ist, ist hier das Quarktier, statt Käse-Schmuggel gibt es Marzipan-Sucht und auch die Ununited Kingdoms kommen einem bekannt vor. Viele der Ideen hätten genauso gut in Jasper Ffordes Erwachsenen-Serie verwendet werden können.

Es bleibt bei mir der Eindruck, dass der Autor einfach die Lust verloren hat, seine Ideen gründlich auszuarbeiten. Jasper Fforde hat viel zu viele Ideen, da kann schon mal einiges auf der Strecke bleiben. Das, was übrig bleibt, ist immer noch sehr, sehr witzig.

Bei der Thursday-Next-Serie führt das zu einem unfertigen Charme, der die Serie so einzigartig macht. Dieses Buch hat mir ebenfalls viel Spaß bereitet, aber dennoch hätte ich mir gewünscht, dass der Lektor dem Autor mehr Leistung abverlangt hätte – und sei es, in dem das Quarktier das Schreibzimmer bewacht hätte!

Infos zum Buch:

Jasper Fforde

Die letzte Drachentöterin
Band 1

übersetzt von Isabel Bogdan

One Verlag – Bastei Lübbe

ISBN 978-3-8466-0005-4

 

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