Zum Glück habe ich es doch noch in die Ausstellung „Manet Cézanne Van Gogh – aus aller Welt zu Gast“ in der Kunsthalle in Mannheim geschafft, die nur noch bis zum 18. Januar 2015 gezeigt wird. Ich hätte sonst wirklich etwas verpasst!
Es ist eine kleine, feine Ausstellung, die Bilder aus dem Bestand der Mannheimer Kunsthalle Leihgaben aus großen Museen gegenüber stellt. Das klingt jetzt erst einmal sperrig, ist aber eine hochspannende Schule des Sehens.
Mittelpunkt der Ausstellung ist natürlich „Die Erschießung des Kaisers Maximilian von Mexiko“ von Édouard Manet. Auch diesmal habe ich mir das Recht des Laien herausgenommen und dieses Juwel der Mannheimer Sammlung weitesgehend ignoriert.
Umso länger habe ich mich in den letzten beiden Räumen aufgehalten, was aber auch daran lag, dass man vor lauter Besuchern am Dreikönigstag kaum einen Blick auf die Pfingstrosen von Renoir und die Blumen von Van Gogh, die dem rein gelben „Yellow Painting“ gegenüber gestellt wurden, erhaschen konnte. Das kam nicht unerwartet, war aber trotzdem schade, da das Ausstellungskonzept am besten funktioniert, wenn es einem gelingt, mindestens zwei Bilder gleichzeitig zu sehen.
Der nächste Raum entschädigte mich für das Gedränge: die Op-Art Josef Albers, der Impressionismus des Alfred Sisley und ein pixeliges Bild von Ellsworth Kelly vereint an einer Wand. So wird sichtbar, wie der Impressionismus die abstrakte Malerei vorbereitet. Das kann ich nicht beschreiben, dass muss man gesehen haben.
Der letzte Ausstellungsraum war für die drei Bilder definitiv zu klein. Es war kaum möglich, einen passenden Seh-Abstand zu Cézannes „Raucher mit aufgestützem Arm“ zu bekommen. Doch für das Seherlebnis, dieses Bild im Zusammenspiel mit einer Komposition von Piet Mondrian zu betrachten, nehme ich auch das gerne in Kauf. Auch diese beiden Bilder hätte ich für mich nie in einen Zusammenhang gebracht, aber ja, die Art wie Cézanne sein Bild in Farbflächen aufteilt …
Genau diese neuen Blickwinkel und Zusammenhänge machten diesen Museumsbesuch für mich spannend und ich bin jetzt sehr optimistisch, dass die Mannheimer Kunsthalle nun wieder an ihre alte Tradition der „Kunstvermittlung für alle“ anknüpfen wird.
Gerade das, was mir an der Ausstellung so gut gefallen hat, kam jedoch beim Redakteur der RNZ überhaupt nicht gut an:
Der Versuch allerdings, mit Bildern von Piet Mondrian, Ellsworth Kelly und Josef Albers einen Diskurs über Kontinuität, Parallelen und Inspirationseinflüsse zu etablieren, ist beliebig und hat mit dieser grandiosen Ausstellung nichts zu tun.
Quelle RNZ online
Ohne diesen Diskurs wäre für mich die Ausstellung lediglich eine langweilige Aneinanderreihung berühmter Bilder gewesen; dann wäre es eine Ausstellung für Menschen, denen es wichtig ist, jedes Bild von Manet, Cézanne oder van Gogh einmal in echt gesehen zu haben.
Dann wäre es keine Ausstellung für mich.
Informationen zur Ausstellung in der Mannheimer Kunsthalle:
Manet Cézanne Van Gogh – aus aller Welt zu Gast
26.09. 2014 – 18.01. 2015