Du weißt, du bist in Frankreich, wenn eine Stadt in der Provinz mehr Comic-Läden hat als die gesamte Metropolregion Rhein-Neckar. Gerade im letzten Herbst in Arles erlebt.
Und du weißt, dass ein deutscher Comiczeichner etwas ganz, ganz Besonderes ist, wenn sein neues Werk im Stapel in der FNAC ausliegt, direkt neben Isnogud.
Und der absolute Ritterschlag ist es wohl, wenn ein deutscher Zeichner eine Folge eines Comic-Klassikers übertragen bekommt – so wie Flix mit Spirou in Berlin und Ralf König mit seiner Hommage Lucky Luke – Zarter Schmelz.
Vielleicht war das der Moment, in dem ich begriff, dass Ralf König mehr ist als der Comic-Künstler, mit dem ich wie so viele in meiner Generation lernte, Schwule zu verstehen.
Und auch mehr als „der wohl berühmteste Schwulencomiczeichner der Welt“, wie ihn die SZ titulierte. Sie wurden mit seinem Comic nicht recht warm (ja, ich zahl schon in die Schlechte-Wortwitz-Kasse ein). Ich hingegen habe einen vergnüglichen Abend mit kleinen, behaarten Cowboys und sehr, sehr vielen Anspielungen auf der Couch verbracht.
Nur eines wundert mich: Wie konnten eigentlich die meisten Rezensenten in der großen Presse zwar auf die lila Kühe und das Wortspiel Bareback Mountain eingehen, den fulminanten Auftritt von Calamity Jane jedoch übersehen? Denn gerade diese Figur zeigt, warum Ralf König so viel mehr ist als der Typ, der aus ganz eigenen Gründen so gerne behaarte Männer mit Knubbelnasen zeichnet …
Angaben zum Comic:
Zarter Schmelz.
Eine Hommage an Lucky Luke von Ralf König.
Ehapa Verlag