Reisen in Gedanken: Literarisches Lothringen

Zwei Bücher von Stefan Woltersdorff, erschienen im Conte Verlag, liegen auf bemoosten Steinplatten:
Literarisches Lothringen
Spaziergänge mit Dichtern und Denkern Europas

Grenzüberschreibungen
Literarische Spurensuche zwischen Straßburg und Kehl

In den letzten Wochen bin ich in Gedanken durch Lothringen gereist. Ich habe von Städten, wie Plombières les Bains erfahren, in denen ich noch nie war. An Metz, Nancy und Lunéville habe ich neue Seiten entdeckt. Und für Orte, zu denen ich bisher keinen Zugang fand wie Géradmer und Saint Dié des Vosges, habe ich Erklärungen gefunden, warum das so ist. Meist, aber nicht immer, lautet sie: Krieg und Entvölkerung, Zerstörung und Wiederaufbau.
Denn über Lothringen zu schreiben bedeutet auch, über deutsch-französische Verhältnisse zu schreiben. Über Vorurteile und Nichtwissen, über Feindschaft und Versöhnung. Doch vor allem schreibt Stefan Woltersdorff über das menschliche Bedürfnis, eine Heimat zu haben, und über die Faszination des Reisens.

Dafür lässt er einheimische Schriftsteller*innen beider Sprachen ebenso zu Wort kommen wie Touristen und historische Persönlichkeiten. Er zitiert aus Büchern, Tagebüchern und Zeitschriften. So wurden zahlreiche bekannte und weniger bekannte Autoren und Autorinnen aus unterschiedlichen Epochen, Ländern, gesellschaftlichen und politischen Lagern zu meinen Reisebegleiterinnen.

Fast noch besser als „Literarisches Lothringen. Spaziergänge mit Dichtern und Denkern Europas“ hat mir sein Buch „Grenzüberschreibungen. Literarische Spurensuche zwischen Straßburg und Kehl“ gefallen. Es ist ein Konzentrat der deutsch-französischen Geschichte. Zwei Städte, dazwischen der Rhein. Während die Festungsstadt Kehl immer wieder zerstört wurde, hatte das Schicksal für Straßburg anderes vorgesehen. Und doch wäre die Geschichte der einen Stadt ohne die andere nicht denkbar.

Viel Raum nimmt darin natürlich die Kehler Bücherfabrik ein. Wie konnte mir diese wahre Geschichte all die Jahrzehnte entgehen? Das Leben von Beaumarchais, seine Druckerei und die Entstehungsgeschichte seiner Voltaire-Ausgabe wären eines historischen Romans würdig!

Am Ende der Lektüre war ich noch neugieriger auf unsere Nachbarregion, die für uns Kurpfälzer ein so schönes Ziel für einen Kurzurlaub ist.


Infos zu den Büchern von Stefan Woltersdorff:

Literarisches Lothringen
Spaziergänge mit Dichtern und Denkern Europas

Conte Verlag

Grenzüberschreibungen
Literarische Spurensuche zwischen Straßburg und Kehl

Conte Verlag

(Nebenbei bemerkt, da ich es aus Buchbranchen-Sicht sehr spannend finde: Der Conte Verlag hat aus seiner Website einen Online-Buchladen gemacht. Man bekommt dort nicht nur die verlagseigenen Bücher, sondern das breite Sortiment einer Buchhandlung.)


Als Fast-Pfälzerin bin ich natürlich häufiger im Elsass und in Lothringen unterwegs. Hier zwei passende Buch-Tipps:

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