Elsass. Gibt es auch jenseits der Weinstraße.

Elsass. Kein Reiseführer, eher eine Annäherung an eine Region.  Auf verschlungenen Wegen wandelt der Leser durch die ebenso schöne wie vielfältige Landschaft, erfährt von keltischen Mythen, alten Pilgerstätten und kann das winterliche Straßburg neu für sich entdecken.  Mit Rezepten,

Für die Pfalz gibt es wohlwollend blumige Namen wie Toskana Deutschlands. Von den Pfälzern selbst wird das wenn überhaupt nur gegenüber Außergewärtigen, Touristen, benutzt. Das gilt auch für »Der Norden Frankreichs« oder »Wo Frankreich nahe ist« – zwei Umschreibungen, die ich noch nie verstanden habe, denn demnach wären Pfälzer Fast-Elsässer. Oder umgekehrt.

Wenn ich in das nahegelegene Elsass fahre, ist es für mich offensichtlich, das ich in einem anderen Land bin. Die Dörfer sehen anders aus. Die Menschen gehen am Wochenende anderen Hobbys nach – Quadfahren, angeln, picknicken. Zumindest ist das mein Eindruck, wenn ich dort wandere. Die Wälder leiden zudem unter einem eklatanten Mangel an Pfälzer Hütten mit Einkehrmöglichkeiten. Womit die Beweisführung abgeschlossen ist: Trotz Wein, Sandstein und Burgen ähneln sich die Pfalz und das Elsass nicht.

Daran, dass die Supermärkte sonntags nicht offen haben, merkt man aber auch deutlich, dass das Elsass nicht Frankreich ist. Genau diese Eigenständigkeit zeigt Petra van Cronenburg in ihrem Buch »Elsass. Wo der Zander am liebsten im Riesling schwimmt.«

Vielfältiges Elsass, quicklebendig

Ihr Elsass umfasst so viel mehr als nur die pittoresken Fachwerkdörfer der Weinstraße. Es reicht von den Rheinauen über die Gipfel der Belchen bis ins lothringische Hinterland und von der Steinzeit über die Industrialisierung bis in die futuristische Straßenbahn Strasbourgs. Sie erinnert an Kelten und an polnische Könige, die nie wieder wegwollten, an Handwerker und Künstler, an Bauern und Tüftler und unternimmt einen Abstecher auf die pfälzische Seite nach Schweigen. Zwischendurch wird immer wieder gegessen – alles andere wäre auch unrealistisch!

Genau wie sie es in dem Buch beschreibt, empfinde ich das Elsass als eine Gegend, in der vieles gleichzeitig lebendig ist. Das beginnt bei den Sprachen: Französisch, Elsässisch und Deutsch können einem überall begegnen. Mitten im Wald zwischen seltenen Pflanzen kann man auf eine alte Erdölpumpe stoßen. Direkt neben dem christlichen Wallfahrtsort existieren heidnische Ruinen und werden genauso gepflegt. Auf der schönsten Panoramastraße wird man an die brutalen Schlachten der Weltkriege erinnert. Und über allem kreisen Störche. Das Elsass ist zutiefst europäisch und gleichzeitig fest in seiner Eigenständigkeit verwurzelt. Ich bin gerne dort. Nur mit dem Munster Käse kann ich mich nicht so wirklich anfreunden:

Sein Aroma zerschneidet den Pinienduft der Vogesen wie ein altes Wildschwein auf der Hatz.

Petra van Cronenburg, Elsass – S. 143

Das Elsass ist das Elsass und eben nicht die Pfalz und auch nicht Frankreich. Aber wenn alle Frankreich-Vergleiche so unpassend sind, wie würden denn nun die Pfälzer ihre Heimat selbst benennen? Von allem, was ich bisher gehört habe, gefällt mir »Mer läwwe im gelobte Land« am besten. Wahrscheinlich würden sie jedoch einfach nur »do« sagen und sich weniger Gedanken um Begrifflichkeiten als viel mehr um das nächste Essen samt Rieslingschorle machen. Das wiederum eint die Pfalz nicht nur mit dem Elsass, sondern mit allen ländlichen Gegenden.

Weitere Angaben zum Buch:

Petra van Cronenburg

Elsass
Wo der Zander am liebsten in Riesling schwimmt

Mit Rezepten.von Wildschwein in Hagebuttensauce bis Lebkucheneis und Mandeltarte

Insel Taschenbuch

Hörbuch und E-Book findet Ihr hier

Was man sich in der Gegend noch anschauen kann:

Ein Kommentar

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