Es gibt Orte, denen steht der Herbstnebel richtig gut. Der Felsengarten Sanspareil ist ein solcher Ort.
Bei meinem letzten Besuch schien die Sonne. Das erzeugte zwar ein wunderschönes Licht zwischen den Buchen, aber diesmal, bei Herbstnebel und Laubgeraschel, verzauberte mich der eigensinnige Landschaftsgarten noch mehr.
Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth, die legendäre Schwester Friedrichs des Großen, ließ den Garten ab 1744 anlegen.
Inspiriert wurde sie dabei von dem französischen Roman „Die Abenteuer des Telemach“, der die Grundprinzipien des vorbildlichen Herrschertums vermitteln soll. Zumindestens war das das Ziel des Autors François de Salignac de La Mothe-Fénelon, der dieses Werk für den Enkel von Ludwig XIV. schrieb.
Sanspareil – Bildungsreise mit Telemach, Mentor und Kalypso
So suchen wir also gemeinsam mit Telemach auf der Zauberinsel der Nymphe Kalypso seinen Vater Odysseus. Wir klettern durch Vulkanhöhlen, Sybillen- und Dianengrotten und begegnen Pan. Im Naturtheater träumen wir von weiteren Abenteuern und kehren geläutert und gebildet zum Ausgangspunkt zurück.
Sanspareil – Reiseziel für Book-Nerds
Ein Garten, der nach einem Buch gestaltet wurde: hiermit ernenne ich Sanspareil zum Pflicht-Reiseziel für alle Buch-Blogger!
Die Frage, wieviele der moralischen Prinzipien nun wirklich in dem Garten wiederzufinden sind, überlasse ich gerne den Gelehrten. Mit seinen gewundenen Wegen, bemoosten Felsen, Höhlen, Felsennischen und romantischen Verstecken erscheint mir der Garten eher wie ein Paradies für Verliebte, Spielkinder und Heimlichtuer.
Zu gerne würde ich einen Blick durch die Zeiten zurück werfen um zu erfahren, wie eigentlich die Hofdamen mit ihren üppigen Roben sich durch den Garten bewegt haben. Oder ließen sie sich die Treppe zum Belvedere hinauftragen? Angeblich geht der Name „Sanspareil“ auf eine Hofdame zurück, die den Ort im feinsten Hof-Französisch als „ohnegleichen“ bezeichnete. Der Fürst war angetan – ob von ihr oder dem Ausruf sei dahingestellt – und benannte gleich das ganze Dorf um.
Sanspareil ist ein zauberhafter Ort, der, obwohl er die meisten seiner Bauten eingebüßt hat, auch heute noch die Phantasie anregt.
Wir sind von dort aus zum Staffelberg weitergefahren, dem Hausberg Frankens, der einst eine keltische Stadt beheimatete, und ich habe den Eindruck, dass ich beides nicht zum letzten Mal besucht habe!
Infos zum Felsengarten Sanspareil:
Für den Besuch des Garten braucht man eine knappe Stunde. Festes Schuhwerk ist empfohlen. Sanspareil ist ein perfektes Ziel für einen Familienausflug. Die Hauptwege sind für Kinderwägen geeignet; die Nischen, Felsen und Grotten natürlich nicht. Kinder lieben die vielen Kletter- und Versteck-Möglichkeiten, die die Gartenanlage bietet. Der Garten selbst kostet keinen Eintritt, für den Maurischen Bau und die Burg Zwernitz wird Eintritt erhoben. Einkehren kann man im Schlosscafé, das im ehemaligen Küchenbau untergebracht ist.
Außerdem kann die spätromanische Burg Zwernitz, die ebenfalls ab 1740 umgestaltet wurde, besichtigt werden.
Einen lesenswerten, kurzen Artikel zum Garten gibt es hier in der Franken-Wiki. Eine Wanderroute durch Sanspareil stellt Bergwelten vor. Eine Geschichte des Landschaftgartens Sanspareil findet Ihr bei der Bayerischen Schlösserverwaltung.
Felsengarten Sanspareil
Burg Zwernitz
Sanspareil 34
96197 Wonsees