Ich mag Bücher, die sich Zeit lassen und mich trotzdem von der ersten Seite an in ihren Bann ziehen. Die Magier von Montparnasse von Oliver Plaschka ist ein solches Buch.
Der eigensinnige Fantasy-Roman verrät nicht gleich, wohin er den Leser führen will. Es könnte sich um Steampunk handeln. Zeit und Ort, Paris in den goldenen Zwanziger Jahren, lassen das vermuten. Doch mechanische Uhren sind fast die einzigen technischen Errungenschaften, die für die Handlung wichtig sind. Diese Uhren sind jedoch nur ein klein wenig anders als das, was wir erwarten. Dafür gibt es aber eine Erklärung und die hat mit Steampunk nichts zu tun.
Es könnte sich um ein Märchen handeln, mit verzauberten Äpfeln und einer schlafenden Schönheit. Doch die Äpfel waren möglicherweise nur ein Symbol und auch eine schlafende Schönheit könnte immer noch die Fäden des Geschehens in der Hand haben.
Auf jeden Fall ist es eine Liebesgeschichte, auch wenn die Liebe in diesem Fall nur eine von vielen Möglichkeiten ist. Am besten, man entscheidet sich bewusst für sie.
Es muss sich um einen Fantasy-Roman handeln, denn es kommen Zauberer darin vor. Bühnenzauberer, die viel Aufwand betreiben, damit ihre Magie echt wirkt. Echte Zauberer, die die gleichen Tricks verwenden, damit ihre Magie nur wie ein Trick erscheint.
Absinth und Pastis, Katakomben und Beinhäuser, Schriftsteller und Maler, jede Menge Sonntage, das Ende der Welt und eine Geheimgesellschaft – Buch, wohin willst Du mich führen? Ich folge Dir gerne.
Und am Ende des Romans bekomme ich Lust, mal wieder Hemingway zu lesen. Auch er spielt eine wichtige Rolle in „Die Magier von Montparnasse“ und könnte ebenso eine wichtige Rolle in der #GoldenBacklist-Challenge spielen.
Magier, Hemingway und die #Goldenbacklist
Ich mag, wie dieses Buch zu mir gekommen ist. Simone von Papiergeflüster, die Fantasy-Bloggerin meines Vertrauens, hat zur #GoldenBacklist-Challenge 2016 aufgerufen. Die Aufgabe ist einfach: Lies ein Buch, das vor mindestens 5 Jahren erschienen ist, und schreibe darüber. Genau wie Simone bin auch ich kein großer Freund von Lese-Challenges. Ich bin eine freifliegende Leserin: heute Sachbuch, morgen Lyrik, übermorgen Kinderbuch und zwischendrin Fantasy. Die Regeln einer Lese-Challenge stören diesen freien Leseflug.
Doch auch mich stört an dieser unserer Buchwelt, man könnte auch Buchmarkt dazu sagen (Blogger inbegriffen), die Fixierung auf Neuerscheinungen. Das neue Buch von … ein beeindruckendes Erstlingwerk … die Fortsetzung der Serie … und hinter diesen Stapeln an sensationellen neuen Büchern warten die Bücher, die bei Erscheinen nicht laut genug gewesen sind, die ein schlechtes Timing hatten oder die ich übersehen habe, weil ich gerade mit anderen Dingen beschäftigt war.
„Die Magier von Montparnasse“ waren ein solches Buch. Ich hatte damals gerade keine Fantasy-Phase. Kommt selten vor, passiert aber. Zum Glück für das Buch und zum Glück für mich kam die #goldenbacklist-Challenge; Simone hat es mir empfohlen.
Jedes gute Buch sollte eine Bloggerin wie Simone haben!
Die Magier von Montparnasse
Rezension bei Zwischen den Seiten
Klett-Cotta
ISBN: 978-3-608-93874-6
#goldenbacklistchallenge – was sonst noch geschah. Bei Storify.
Pingback:Der Wächter der Winde raunt Verse von Shakespeare
Pingback:Die Zwanziger Jahre - wild und weltweit - GeschichtenAgentin
Pingback:Das Licht hinter den Wolken - GeschichtenAgentin