Der Dezember hielt einige Leseüberraschungen für mich bereit. So begegnete mir in diesen Tagen das für mich schönste Buch 2013:
„Kraft und Magie der Heilpflanzen“
Das beginnt schon beim Textil-Einband, der wunderbar in der Hand liegt und eine Buch-Kuschlerin wie mich sofort begeistert. Auch das Layout und die Illustrationen sind ein Genuss! Ganz mutig wurde weitesgehend auf Bestimmungsfotos verzichtet und den Tusch-Aquarellen von Stephanie Böhm viel Platz eingeräumt. So wirkt das Buch wie ein altes, magisches Hausbuch.
Anhand von 9 Pflanzen erklärt Rudi Beiser die traditionelle Sicht auf Heilpflanzen: Holunder, Wegerich, Dost, Wegwarte, Eisenkraut, Gundermann, Johanniskraut, Beifuß und Brennnessel. Dabei geht er ausführlich auf Brauchtum und Symbolik ein. Neuere Erkenntnisse der Pharmazie erwähnt er eher nur nebenbei und Rezepte für Tees, Räucherungen und Tinkturen bietet er nur sparsam an.
Vor allen Dingen ist sein Buch „Kraft und Magie der Heilpflanzen“ eine Einladung zu einer genussvollen Reise durch die Welt und die Mythologie der Heilpflanzen; zu einer Welt jenseits der pharmazeutisch nachgewiesenen Wirkstoffe. Kenntnisreich und erzählfreudig bringt der Autor dem Leser die Geschichten und Legenden hinter den Kräutern näher.
Woher kommt das Wissen über Heilpflanzen?
Rudi Beiser beginnt mit seiner Geschichte der Heilpflanzen ganz am Anfang der Menschheit, in der Alt-Steinzeit. Woran haben die Menschen damals Heilpflanzen erkannt? Er bietet zwei Erklärungen an: Naturbeobachtung und Intuition.
Tiere besitzen ein für uns nicht erklärbares Wissen über Heilpflanzen. Bei Verletzungen und Erkrankungen suchen sie Plätze mit bestimmten Heilkräutern auf und fressen diese. Indem Menschen dieses Verhalten beobachtetn, lernten sie, die Kräuter selbst zu nutzen.
Die zweite Erklärung heißt Intuition; also ein Erspüren der Wirkung einer Pflanze durch ein an Magie grenzendes Einfühlungsvermögen. Dieses Talent besaß nicht jeder und so entstand die Gruppe der Heiler.
Rudi Beiser vertritt, wie einige Archäologen auch, die Ansicht, dass Heilen eine weibliche Aufgabe war und die Gesellschaft der Steinzeit matriarchalisch war. Das alte Bild: männliche Jäger und weibliche Sammler und Heiler. Ich mag seinen Erklärungen in diesem Punkt nicht folgen.
Was machten die Jäger, wenn sie viele Kilometer vom Lager entfernt einen Unfall hatten und einen Heiler brauchten? Warum sollten Frauen ohne Säugling nicht an der Jagd teilnehmen? Ich halte ein rein pragmatisches Weltbild für wahrscheinlicher. Jeder tut das, was er kann und was der Gruppe nützt und das tut er genau dort, wo es gerade gebraucht wird.
Ganz seltsam finde ich die Begründung, die für das vermutete Matriarchat geboten wird. Schwangerschaft sei ein Mysterium gewesen und der Anteil des Mannes an der Zeugung nicht bekannt. Einerseits wird den Steinzeitmenschen also zugetraut, intuitiv Heilpflanzen verstehen zu können. Andererseits wird davon ausgegangen, dass genau diese Intuition beim eigenen Körper und seiner Zeugungsfähigkeit versagt. Das ist für mich, gelinde gesagt, nicht glaubwürdig.
Aber dieses Detail stört den hervorragenden Gesamteindruck nicht im geringsten! „Kraft und Magie der Heilpflanzen“ bietet eine wunderbare Entdeckungsreise rund um das Thema heimische Kräuter und altes Kräuterbrauchtum.
Infos zum Buch:
Rudi Beiser
Kraft und Magie der Heilpflanzen
Kräuterwissen, Brauchtum und Rezepte
Illustrationen von Stephanie Böhm
Ulmer Verlag
ISBN: 978-3-8001-7962-6
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Das Buch lag unterm Weihnachtsbaum, ich lese es gerade und finde es wirklichsehr interessant und spannend. Tolle Illustrationen. Für Heilpflanzenliebhaber ein muss…lg Anja
Genau – und es ist eine großartige Ergänzung zu traditionellen Heilpflanzen-Büchern wie Maria Treben.