Christian Stöcker – Nerd Attack – Rezension

Hach, damals …

Der C64, die Floppy Disk und die weite, freie Welt des Internet

Ganz harmlos mit sentimentalen Erinnerungen beginnt das Buch „Nerd Attack – Eine Geschichte der digitalen Welt vom C64 bis zu Twitter und Facebook“ von Christian Stöcker.

Es endet weit weniger harmlos kurz vor PRISM bei den Themen „Internet der Konzerne“ und „Was bedeutet Freiheit im Internet“. Erstaunlich, wie aktuell und lesenswert dieses 2011 erschienene Sachbuch immer noch ist! Bei einem Buch über Computertechnik hätte ich eigentlich erwartet, das es mit Erscheinen bereits veraltet ist.

Aber „Nerd Attack“ ist eben kein Fachbuch über die Entwicklung des Heim-Computers. Der Autor nutzt die Jugenderinnerungen an den C64 und die frühen Computerspiele als emotionalen Einstieg in sein eigentliches Thema: wie ticken die Menschen, die das Internet technisch und inhaltlich zu dem gemacht haben, was es heute ist? Welche moralischen Werte und welche Geisteshaltung vertreten sie?

So wird klarer, warum Onliner und Offliner so häufig komplett aneinander vorbeireden. Die einen sehen Freiheit und Möglichkeiten; die anderen sehen vor allen Dingen Gefahren. Dieses Buch könnte beiden Seiten dabei helfen, die Standpunkte und Weltbilder der Gegenseite besser zu verstehen und zu einer gemeinsamen Sprache zu finden.

Leider wird das noch ein paar Jahre in Anspruch nehmen und so wird „Nerd Attack – Eine Geschichte der digitalen Welt vom C64 bis zu Twitter und Facebook“ von Christian Stöcker noch länger aktuell bleiben.

Für mich als Leserin stellt sich nach so vielen sentimentalen Erinnerungen und grundsätzlichen Überlegungen zum Nerdtum eine ganz besondere, ganz persönliche, ganz wichtige Frage:
Werde ich mich jemals wieder so in ein Computerspiel hinein versinken lassen können wie damals bei „Day of the tentacle“?

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