Die Wächterinnen von New York: Was wäre, wenn die Stadt eine Seele hätte?

Die Wächterinnen von New York. Der Roman von N.K. Jemisin liegt auf einem aufgeschlagenen Bildband "New York vertical" von Horst Hamann.

Wenn eine Stadt vom ersten Moment an ein ganz eigenes Gefühl in uns auslöst, unterstellen wir ihr gerne einen Charakter. Aber was wäre, wenn Städte wirklich ein Eigenleben, eine Seele hätten? Einen Wesenskern, der sich Menschen sucht, um mit ihnen zu kommunizieren? Der diese Menschen dann dazu bringen möchte, bestimmte Dinge zu tun, die für den Fortbestand der Stadt entscheiden sind – auch wenn sie unlogisch und surreal wirken?

Jetzt transportieren wir diesen Ansatz nach New York City und durchdenken ihn noch einmal. New York muss mit vielen Stimmen sprechen, schon allein deswegen, weil jeder Stadtteil anders ist. Und erst recht, weil die Bewohner*innen New Yorks vielstimmig sind und in diesem Stimmenkonzert Race, Class und Gender mitmischen. Und das, was getan werden muss, um die Metropole zu retten, muss diesen Stimmen entsprechen – samt Widerstand gegen Rassismus und Gentrifizierung und inklusive Alien-Glibber, King-Kong und anderen Zitaten aus der Popkultur.

N. K. Jemisin, vierfache Gewinnerin des Hugo Awards, ist definitiv die Autorin, die eine solche Geschichte bändigen kann. Auch wenn ich die seltsame, feindliche Macht, die das Erwachen New Yorks verhindern will, bis zur letzten Seite nicht verstanden habe: Ich habe dieses Buch genossen. Selbst die Tatsache, dass ich recht früh geahnt habe, wie die Nebenhandlung um den abtrünnigen Stadtteil Staten Island ausgehen wird, hat mich nicht gestört.

Letzten Herbst ist der zweite Band der Duologie auf Englisch erschienen: »The World We Make«. Ich freue mich auf die Übersetzung!


Infos zum Buch:

N. K. Jemisin
Übersetzt von Benjamin Mildner

Die Wächterinnen von New York

Tropen Verlag

Rezensionen bei Bellas Wonderland und im Fantasyguide.

Für mein Beitragsbild habe ich das Buch auf ein Foto aus dem Bildband „New York Vertical“ von Horst Hamann gelegt.


Mehr von N. K. Jemisin auf meinem Blog: Broken earth – Zerrissene Erde

Manchmal werden in der Stadt, die niemals schläft, sogar Elfen gesichtet

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