„Parkomanie – Die Gartenlandschaften des Fürst Pückler“ heißt die Ausstellung in der Bundeskunsthalle Bonn, die uns Leben und Werk des Fürsten Hermann von Pückler-Muskau näher bringen will. Das geschieht sehr biografisch, sehr textlastig und sehr theoretisch. Hochinteressant, aber ungefähr so, als würde ich durch ein Buch laufen.
Was mir in dieser Ausstellung gefehlt hat, war der Dreck unter den Fingernägeln, die eigentliche Gartenarbeit.
Erst durch den Garten auf dem Dach der Bundeskunsthalle, der alle in der Theorie vorgestellten Gestaltungselemente in modellhafter Realität zeigt, kommt die Ausstellung für mich ins Gleichgewicht.
Aber war es wirklich nötig, dafür Bäume aus der Baumuniversität – eine Wortschöpfung von Fürst Pückler – von Branitz nach Bonn zu schaffen? Sie sollen nach Ende der Ausstellung wieder dorthin zurückkehren. Nun, dem Garten-Visionär hätte diese Idee sicherlich gefallen, denn klein Denken und bescheiden auftreten gehörte ganz sicherlich nicht zu seinen Talenten.
Der Mensch Hermann von Pückler-Muskau war für mich nach der Ausstellung so wenig greifbar, dass ich mir gleich eine Biographie kaufen musste. Ich hoffe, Heinz Ohff bringt mir in seinem Buch „Der grüne Fürst“ den Exzentriker und Gartenkünstler näher. Noch mehr hoffe ich, darin etwas über die Frau des Fürsten, Lucie von Hardenberg, zu erfahren, die eine bemerkenswerte Persönlichkeit gewesen sein muss. Im Museum kam sie nur am Rande vor.
Gartenkunst-Museum Schloss Fantaisie:
großartig dank thematischer Beschränkung
Mir persönlich hat das Gartenkunst-Museum in Schloss Fantaisie bei Bayreuth besser gefallen.
Was diese Ausstellung auszeichnet, ist die bewusste Beschränkung: wenige, dafür klug gewählte Ausstellungsobjekte zeigen, wie in den Gärten gearbeitet und gelebt wurde und wie sich die Gartenmode und die Bedeutung der Gärten im Laufe der Jahrhunderte geändert hat. Das ist trotz aller kurfürstlichen Pracht nah an dem, wie wir heute Gärten erleben.
Genau dieser vertraute Blickwinkel macht das Museumsthema Gartenkunst, dass sich so schlecht in Innenräumen darstellen lässt, begreifbar und erfahrbar.
Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Gartengeschichte vom 17. bis zum 19. Jahrhundert und auf diesen Themen:
- Stilepochen der Gartenkunst vom Mittelalter bis zur Moderne
- Gestaltungsprinzipien: regelmäßige Gärten und Landschaftsgärten
- Gestaltungselemente des Gartens: Skulptur, Wasser, Bauwerke
- Grundlagen der Gartenkunst: Literatur, Personal, Werkzeug
- Gartenpflanzen: Blumen, Obst und Gemüse, Orangen und Palmen
Es gibt auch in dieser Ausstellung viel zu lesen. Doch die Texte sind gut und locker geschrieben. Diese eine kleine Spitze auf einer Info-Tafel im Museum für Gartenkunst wird mir für immer im Gedächtnis bleiben, denn sie kam überraschend und war gut platziert: Schlechter Geschmack bei Gartenmöblierung und Deko gab es schon vor dem Siegeszug der Baumärkte und Gartencenter. Belegt wurde das mit einem alten Versandhauskatalog.
Gut gegessen haben wir dort auch. „Es ist fast nichts im Haus“. An dieses Zitat aus Asterix bei den Belgiern fühlten wir uns erinnert, als wir uns im Museumscafé aufwärmen wollten. Die sehr nette Bedienung entschuldigte sich, dass sie nicht mit so vielen Gästen heute gerechnet hätte. Deswegen hätte sie kaum Auswahl da: nur vier verschiedene Kuchen. Nun, einer war leckerer als der andere!
Schloss Fantaisie – das ist übrigens kein Tippfehler, das Schloss heißt wirklich so. Schon allein der Landschaftsgarten dazu ist eine Reise wert!
Infos zu den Museen und Ausstellungen:
Mehr Informationen zur Ausstellung in der Bundeskunsthalle Bonn, die noch bis 18. September läuft:
Parkomanie – Die Gartenlandschaften des Fürst Pückler
Dauerausstellung im Gartenkunst-Museum im Schloss Fantaisie
Noch ein Museums-Tipp von mir: Gärtner Museum in Bamberg
Das klingt sehr interessant! Dein Beitrag erinnert mich an eine Kunstausstellung in der Queen’s Gallery in London zum Thema Entwicklung der Gartenkunst in Europa und in England. http://entdeckeengland.com/2015/09/09/painting-paradise-the-art-of-the-garden/
Die Fantaisie ist wirklich ein Kleinod! War gerade dort und habe einen herrlichen Tag verbracht, bevor es rauf auf den Grünen Hügel ging. Wer sich generell für Gärten interessiert kann aktuell in Bayreuth – neben vielen (!) anderen Sehenswürdigkeiten auch noch die Bundesgartenschau besuchen.
Ich selber werde mir demnächst die Pückler -Ausstellung in Bonn anschauen. Danke für den Vergleich.