Ohne Museen, ohne mich ist ein Satz, den ich häufiger sage. Klar, dass ich damit exakt zur Zielgruppe des Buches gehöre. Ich plane ja sogar meine Urlaube um Museumsbesuche drumherum. Ich hatte viel Spaß mit „Ich sehe was, was du nicht siehst, und das ist Kunst“. Das Buch des Kunst-Comedians Jakob Schwerdtfeger gleicht einem wilden Ritt durch die Kunstwelt, der nichts auslässt: schreckliche Nicht-Erklärungstexte in Ausstellungen, seltsame Rituale auf Aktionen, eigene unbeholfene Kunstversuche, geheime Tresorräume von Sammlern, Skulpturen auf Verkehrskreiseln und Dates im Museum. Also eine Reise zu einfach allen Orten, an denen wir Kunst oder Ansichten über Kunst begegnen können.
Kunst im öffentlichen Raum kann identitätsstiftend sein, besonders, wenn es sonst nicht viele Sehenswürdigkeiten gibt. Ich komme aus Hannover, ich weiß, wovon ich rede.
Jakob Schwerdtfeger: Ich sehe was, was du nicht siehst und das ist Kunst. Seite 165
Der Seitenhieb bezieht sich auf die Nanas, Skulpturen von Niki de Saint Phalle. Sie wurden zunächst von den Bürgern Hannovers als „Stadtverschandelung“ bezeichnet – und sind heute so beliebt, das sogar eine Eisbärin im Zoo Nana getauft wurde.
Gleichzeitig zeigt dieses Zitat die Herangehensweise von Jakob Schwertfeger. Er macht keine Witze um ihrer selbst willen. Seine Gags sind Türöffner. Lachen hilft auch bei der Kunstvermittlung!
Lesespaß für geübte Museumsgänger*innen, Gelegenheitsbesucher und Kunstbanausen
Denn mit seiner lockeren Art richtet sich Jakob Schwerdtfeger nicht nur an Nerds wie mich, die freiwillig in Museen gehen. Er hat eine Mission: Menschen für Kunst begeistern. Dank seiner pointierten Erzählweise dürfte ihm das gut gelingen. Anekdoten über Macken der Künstlerinnen, Räuberpistolen von Fälschungen und Kunstdiebstählen und Kopfschütteln über Preise, die Kunstwerke auf Aktionen erzielen: Egal ob Schwerdtfeger Fakten vermittelt oder Witze erzählt – alles geschieht stets wohldosiert und den Leserinnen zugewandt.
Ich kann mir gut vorstellen, dass er damit Menschen ermutigt, den Bildern und Skulpturen einen zweiten Blick zu schenken. Und dann? Dann muss die Kunst das tun, was sie sehr gut kann: von alleine wirken.
Infos zum Buch:
Ich sehe was, was du nicht siehst und das ist Kunst
Podcast von Jakob Schwerdtfeger mit der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe
Und wie schön ist bitte diese Danksagung?!
Ich danke Vincent van Gogh und meinem Opa Stefan, weil ich beide mal in einem Satz erwähnen wollte und weil sie mir die Welt der Kunst eröffnet haben.
Jakob Schwerdtfeger: Ich sehe was, was du nicht siehst und das ist Kunst. Seite 181
Bei mir würden da Miro und meine Kunstlehrerin Doris Erbacher stehen.