Hände hoch: bei wem gehört „Mehr Sport machen“ noch zu den klassischen guten Vorsätzen, der dann doch nie zur eigenen Zufriedenheit umgesetzt wird? Ich zumindest habe in letzter Zeit so viel Sport gemacht, wie schon lange nicht mehr. Also im Geiste. Auf der Couch. Lesend. Perfekt – ich kann es nur empfehlen!
Schuld daran sind der öffentliche Bücherschrank in Schefflenz und Ilija Trojanow. Im ersten fand ich das Buch und Ilja Trojanow hatte die bewundernswerte Idee, 4 Jahre lang alle 80 Sportarten zu trainieren, zu denen es Einzelwettkämpfe bei der Sommerolympiade gibt – seine ganz persönliche Olympiade. Wer trainiert, sollte sich ein Ziel setzen. Seines lautete: halb so gut abzuschneiden wie der Goldmedaillengewinner.
Eines möchte ich klar stellen: Alles an diesem Plan liegt jenseits meines Vorstellungsvermögens. Daher umso besser, dass ich darüber lesen konnte!
Im Laufe der vier Jahre lernt Trojanow neue Sportarten lieben – Trampolin und Wildwasser-Kanu. Nur an wenigen wie dem Kanadier rudern und dem Tontauben schießen scheiterte er komplett. Bei manchem erschloss sich ihm auch nach engagiertem Training der Reiz nicht. Einige Disziplinen, die er als Jugendlicher geliebt hatte, entdeckt er neu. Und ja, auch bei ihm gibt es Hass-Sportarten aus Schulzeiten, zu denen er wegen schlechter Erinnerungen auch als Erwachsener keinen Zugang mehr findet.
Das beruhigt und erleichtert es, sich ganz ohne störende Gedanken an eigene Untätigkeiten auf seine Geschichten einzulassen. Überhaupt ist Ilija Trojanow ein sehr angenehmes, kluges und heiteres Buch gelungen. Seine Offenheit und seine entspannte Haltung zum Scheitern sorgen auch bei Gelegenheitssportlern und Sportmuffeln für eine amüsante Lektüre.
Bleibt die Frage: Wann wird Couch-lesen olympisch?
Infos zum Buch:
Ilija Trojanow
Meine Olympiade
Ein Amateur, vier Jahre, 80 Disziplinen
Es muss ja nicht immer gleich eine Olympiade sein. Hier erzähle ich, wie ich versuche, mich im Alltag mehr zu bewegen – ohne dafür Sport zu machen!