Der Wäschekorb, die Treppe und ich. Mehr Bewegung im Alltag.

Wäsche aufhängen - eine gute Möglichkeit, mehr Bewegung in den Alltag zu bringen!
Guter Anlass für mehr Bewegung im Alltag.

10.000 Schritte! schallt es mir entgegen. Pilates! ertönt es aus der anderen Richtung. Krafttraining! Mein innerer Schweinehund packt bei solchen Rufen die Ohrenstöpsel aus und stellt sich quer.

Doch heimlich still und leise, ohne dass der Schweinehund anschlägt, habe ich einen anderen Weg gefunden, mehr Bewegung in meinen Alltag zu bringen.

Dafür habe ich mich von zwei gut gemeinten Ratschlägen aus meiner Kindheit verabschiedet: Planung ist die halbe Arbeit und Hampel nicht rum.

Planung ist die halbe Arbeit – aber leider auch die halbe Bewegung

Von meiner Mutter und meiner Oma habe ich gelernt, Handgriffe bei der Hausarbeit überlegt anzugehen. Geschirr, dass ich täglich brauche, befindet sich in Griffhöhe und nicht im untersten Schrankfach. Planvolles Vorgehen minimiert die Hausarbeit.

Doch viele der Ratschläge stammen aus einer Zeit, in der Hausarbeit wirklich anstrengend war. Heute, in einem Haushalt wie meinem, ist das anders. Gerade die Hausarbeit bietet in einem bewegungsarmen Alltag viele Möglichkeiten, um sich zu strecken, zu bücken, Gewichte zu heben, zu balancieren und den Kreislauf ein wenig in Schwung zu bringen. Daher befinden sich mittlerweile Gegenstände, die ich mehrmals die Woche benötige, ganz bewusst im obersten Schrankfach, so dass ich mich strecken muss. Ja, strecken! Eine Bewegung, die wirklich selten geworden ist.

Auch das Aufräumen gehe ich weniger überlegt an als früher. Haarspangen wegräumen, Brille suchen – darin sehe ich willkommene Möglichkeiten, durch die Wohnung zu laufen. Durch die Wohnung laufen ist wiederum eine willkommene Gelegenheit, so richtig rumzuhampeln.

Hampel nicht rum

Erwachsene bewegen sich ruhig und überlegt – schade eigentlich! Was ist so schlecht an hüpfen, rückwarts laufen, schaukeln, auf einem Bein stehen oder zappeln?

Rückwärts durch die eigene Wohnung laufen ist wirklich lustig. Auch spaßig: Gegenstände, die man von A nach B trägt, dabei in die Luft zu werfen und zu fangen. Aus eigener Erfahrung empfehle ich, mit Socken oder Handtüchern anzufangen. Wobei alles, was herunterfällt, auch aus der tiefen Hocke heraus aufgehoben werden kann – auch so eine Bewegung, die wir gerne vermeiden.

Sitz gerade! Das hat wohl jeder von uns als Kind zu hören bekommen. Natürlich ist eine Stunde gerade sitzen immer noch besser als eine Stunde schief auf dem Stuhl hängen. Aber noch besser ist es, immer wieder die Sitzposition zu wechseln und, wenn möglich, sogar mehrmals die Stunde aufzustehen. Mein Motto dabei: Die beste Sitzhaltung ist immer die nächste!

Mini-Workouts im Alltag

Ok, jetzt übertreibe ich. Mein Konzept für mehr Bewegung im Alltag ist weit von einem Workout entfernt. Und das aus einem guten Grund: Wenn mein innerer Schweinehund Workout hört, dann ist er alarmiert. Wäschekorb, Wasserkocher und Treppe hingegen findet er harmlos. Dabei sind die drei genannten wirklich gute Trainingspartner!

Die Treppe ist mein Freund und Freundschaften wollen gepflegt werden. Aber leider wohne ich im ersten Stock und muss mir daher einiges einfallen lassen, um diese Freundschaft zu vertiefen. Jeden Mülleimer einzeln runter bringen oder immer mal wieder nach der Post schauen hilft. Außerdem kann man zwei Stufen auf einmal nehmen, die Treppe hoch rennen oder die Treppenstufen für zwei, drei Liegestützchen oder Dehnübungen verwenden.

Der Wäschekorb ist eine echte Geheimwaffe, da er einiges an Gewicht hat. Hoch und runter damit, über den Kopf tragen oder am ausgestreckten Arm halten – das wirkt! Beim Wäsche aufhängen auf einem Bein stehen und das andere zur Seite schwingen lassen bringt Beweglichkeit in die Hüfte. Über heruntergefallene Wäscheklammern sollte man sich grundsätzlich freuen: Man kann endlich mal wieder in die tiefe Hocke gehen. Oder sie barfuß mit den Zehen greifen und aufheben.

Wenn jemand so viel Tee trinkt wie ich, ist der Wasserkocher erstens immer im Einsatz und zweitens immer voll. Einfach mehrmals am Tag einen Liter Wasser am ausgestreckten Arm mehrere Atemzügen lang halten und schon hat man ein wenig Training mit Gewichten in den Alltag integriert.

10.000 Schritte? Wo bleibt da die Abwechslung?

Wer beginnt, seinen Alltag so zu betrachten, findet viele Möglichkeiten, nebenbei und spielerisch für mehr Bewegung zu sorgen. Für die berühmten 10.000 Schritte reicht das zwar noch nicht. Aber die sind sowieso eine Erfindung der Werbung, die Zahl an sich wurde nie wissenschaftlich belegt. Natürlich ist jeder Schritt mehr ein guter Schritt, doch Bewegung besteht aus mehr als Laufen. Der Ansatz der 10.000 Schritte blendet aus, dass unser Körper eigentlich für eine viel größere Bewegungsvielfalt ausgelegt ist. Genau diese Vielfalt versuche ich wieder in den Alltag zu integrieren.

Hat noch jemand Tipps für mich? Aber bitte nicht so laut rufen, sonst wird mein innerer Schweinehund noch wach.

Natürlich habe ich auch Bücher zu dem Thema „Wie bringe ich mehr Bewegung in meinen Alltag?“ gelesen. Hier eine Auswahl:

3 Kommentare

  1. Mein ultimativer Tipp: werde Pflege-Tante für Kleinkinder, am besten für Kinder, die noch nicht laufen können. Eins auf dem Arm, zwei Rucksäcke tragen, das zweite an der Hand – richtig gutes Training. Spaß beiseite: mir reicht die körperliche Bewegung im Haushalten tatsächlich nicht aus, trotz der 4 Kinder. Ich war jetzt selber streng zu mir: einmal wöchentlich schwimmen, dreimal die Woche 15 Minuten Krafttraining zuhause (im Grunde ganz klassische Turnübungen). Nach der 3. Woche geht es ins Blut. Ich brauche es, mir tut es gut. Wie immer ist es hier so: solange die negative Erfahrung (körperlicher Verfall) nicht so viel Druck ausübt, daß der Mensch leidet, solange bleibt er bequem. Der Rest ist Wille.

    • Buchhändlerin in einer Kinderbuchabteilung war auch gutes Training – aber sicherlich mit deinem Kleinkind-Training nicht zu vergleichen! Aber seit ich im Home-Office arbeite fehlt es mir an Bewegung. Schwimmen versuche ich auch wieder, aber das mit dem Willen klappt bei mir nicht so gut. Ich brauche Spaß an der Bewegung!

  2. Pingback:Nun zum Sport: Trojanows Olympiade - GeschichtenAgentin

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