Ich mag keine Tomaten. Schon immer*. Wobei die pauschale Aussage, dass ich keine Tomaten mag, so nicht richtig ist. Tomatensuppe und Tomatensauce, die lange gekocht wurde, mag ich. Doch je roher die Tomate desto größer meine Abneigung.
Thomas Frankenbach rät mir mit seinem Buch „Somatische Intelligenz“ dazu, das zu akzeptieren. Tomaten enthalten fantastische Nährstoffe und sind gesund – aber eben nicht für jeden.
Wie alle Pflanzen enthalten Tomaten auch Stoffe, mit denen sie sich vor Fraßfeinden und Pilzkrankheiten schützen. Diese Inhaltsstoffe werden von Menschen vor allen Dingen roh unterschiedlich gut vertragen. Mir wird von Tomate schlecht.
Abscheu vor Tomaten – bei mir ein Warnsignal
Abscheu ist also nichts, was man überwinden soll. Viel klüger ist es, auf dieses Körpersignal zu hören und seiner somatischen Intelligenz zu vertrauen. Doch häufig geht das zarte Stimmchen der somatischen Intelligenz im Alltagstrubel unter oder kann sich gegen lautstark geäußerte Ernährungsweisheiten nicht durchsetzen. Rohkost, Vollkorn, selbst das berühmte „mindestens ein Apfel am Tag“: das kann, muss aber nicht gesund sein – zumindest nicht für jeden.
Widerwillen vor eine Speise ist jedoch nicht das einzige Warnsignal, das uns der Körper sendet. Auch beim oder nach dem Essen gibt es subtile Anzeichen, dass wir eine Speise schlecht vertragen. Wer lernt, (wieder) auf diese Zeichen zu hören, lebt gesünder. Und immunisiert sich zugleich gegen die Reden und Parolen von Ernährungspäpsten, Gesundheits-Gurus und Diät-Anbietern.
Auf den Körper hören – kann man das lernen?
Hören, was der Körper braucht und was ihm gut tut – wie kann man das schulen? Thomas Frankenbach bietet in seinem Buch „Somatische Intelligenz“ relativ wenige, dafür sehr gezielt ausgesuchte praktische Übungen an, von denen die meisten aus dem Bereich der Achtsamkeitspraxis stammen.
Die Stärke des Buches liegt in der Art und Weise, wie der Autor Zusammenhänge aufzeigt. Dabei vereinfacht er sicherlich manches, arbeitet dafür aber sehr gut heraus, was man selbst tun kann, um das zarte Stimmchen der eigenen somatischen Intelligenz in Zukunft besser wahrnehmen zu können. Erlernte Ernährungsweisheiten über Bord werfen, der eigenen Körperweisheit vertrauen und trotzdem wissen, wann es Zeit ist, zum Arzt zu gehen – das ist der angestrebte Idealzustand.
* „Kind, iss Spinat, dann bekommst Du Muskeln wie Popeye!“ Bestimmt hat jeder in seiner Kindheit Ratschläge zum Thema Essen gehört – insbesondere dann, wenn man etwas nicht essen wollte. Die Tomate dient mir hier als Beispiel, weil damit ein ganz besonderer Spruch aus meiner Kindheit verknüpft ist: „Wenn Du keine Tomaten isst, wird Dir nie ein Busen wachsen“. Danke Papa, dass Du meinen Widerspruchsgeist geschult hast 😉
Thomas Frankenbach
Somatische Intelligenz
Hören, was der Körper braucht
Koha Verlag
ISBN 9783867282499
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