Ab und an muss es einfach eine fette Ladung Steampunk sein. »Archibald Leach und die Monstrositäten des Marquis de Mortemarte » von Markus Cremer hat alles, um diesen Lesehunger zu stillen. Aberwitzige Erfindungen, Magie und Okkultismus. Ein genial-verrücktes Ermittler-Pärchen, ein schurkischer Bösewicht, Geheimgesellschaften und eine eigensinnige Königin Viktoria als Nebenfigur. Einen kritischen Blick auf die viktorianische Gesellschaft, den Kolonialismus und die Sklaverei. Ein grandioses Finale, auf das James Bond garantiert neidisch wäre. Dazu jede Menge Anspielungen auf Literatur und Film, von denen ich sicherlich nur einen Bruchteil entschlüsselt habe.
In fast jedem der meist kurzen Kapitel knallt und raucht es. Das erzeugt eine atemlose Atmosphäre. Dabei ist der episoden-artige Eindruck gar nicht gerechtfertigt, den Archibald Leach und Sarah Goldberg entwickeln sich stärker weiter, als ich anfangs erwartet habe. Gerade die Entwicklung der Charaktere hat mich mit etwas anderem versöhnt. Der »male gaze« ist stark in dem Buch. Das mag zum viktorianischen Zeitalter passen, wird mir aber zu wenig kommentiert. In der Darstellung der Frauenfiguren ist für mich noch Luft nach oben – mal sehen, wie es im zweiten Band »Archibald Leach und die Machenschaften der Mama Legba« weitergehen wird! Dieses Zitat gegen Ende des Romans macht Hoffnung:
In jedem Leben kommt aber der Zeitpunkt, wo es für das persönliche Glück notwendig ist, die guten Sitten über Bord zu werfen.
Sarah Goldberg auf S. 539
Infos zum Buch:
Markus Cremer
Archibald Leach und die Monstrositäten des Marquis de Mortemarte
Ausführliche Rezensionen zu beiden Bänden findet ihr auf dem Blog Phantastisch Lesen