Dieses Buch und ich, wir kamen dann doch nicht zusammen. Dabei beginnt „Über alte Wege. Eine Reise durch die Geschichte Europas.“ von Mathijs Deen grandios. Er erinnert sich an Reisen seiner Kindheit, Fahrten, die ihn über die alte Europastraße, die damals noch keine Autobahn war, führten. Ausgehend von diesen Kindheitserinnerungen an Landstraßen, die wirklich noch über Land führten, erkundet er zunächst die Geschichte der Europastraßen, die angelegt wurden, um Völker im Frieden zu verbinden, die zuvor miteinander Krieg geführt hatten. Doch auch diese Straßen verlaufen entlang älterer Routen. Mathijs Deen steigt tiefer in die Geschichte Europas ein und arbeitet sich dann von der Steinzeit beginnend wieder zur Neuzeit durch.
Menschen waren schon immer unterwegs. Manchmal suchten sie bessere Jagdgebiete, manchmal lukrative Handelsplätze. Zu anderen Gelegenheiten brachten sie Krieg, viel häufiger jedoch wurden sie heimisch. Mathijs Deen folgt ihren Routen und versucht, ihre Beweggründe zu erspüren. Sein Handlungsfaden beginnt jedoch schon bald zu mäandern. Das mag ich. Doch der Autor wird mit jeder neuen Kurve, die seine Protagonisten nehmen, weitschweifiger. Diese Art zu reisen fand ich ermüdend.
Dazu kommt, dass ich seinen Blick auf Frauen für – lasst es mich wohlwollend ausdrücken – für konservativ halte. Frauen sind Wegbegleiter, mehr nicht. Selbst dann, wenn sie wie im Falle der Pilgerin, eigenständig Reisen unternehmen, werden sie durch die Männer definiert.
Ich begann querzulesen. Zum Glück, denn das letzte Kapitel, in dem der Wahrheitsgehalt der Kindheitserinnerungen überprüft wird, ist noch einmal großartig. Aber so ist das wohl mit den Reisen. Zumindest dann, wenn es keine Autobahnen gibt. Man macht sich auf den Weg, schweift ab, mäandert durch die Welt und kann sich am Ende noch nicht mal mehr auf seine eigenen Erinnerungen verlassen.
Weitere Angaben zum Buch:
Mathijs Deen
Über alte Wege
Eine Reise durch die Geschichte Europas
Dumont Verlag
Begeisterte Rezension beim Kaffeehaussitzer. Das graue Sofa hingegen betrachtet „Über alte Wege“ ähnlich wie ich.
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