Natürlich habe ich das neue Buch von Wolf Dieter Storl gelesen. Lieblingsautor in einem Lieblingsverlag. Was soll da schon schief gehen?
Nichts. Es ist ein Storl, es ist ein wunderschön und wohl überlegt gestaltetes Buch.
Und doch ist diesmal einiges anders. Der Ton hat sich geändert. Vielleicht sogar der Blick des Autors auf die Welt. Oder liegt es nur daran, dass er diesmal mit einer Reisegruppe unterwegs war?
Auf jeden Fall gibt es Zwischentöne, die ich früher nicht herauslesen konnte. Er, der meinungsstarke Autor, schenkt anderen Ansichten Raum. Gleichzeitig reflektiert er sich selbst mehr und gibt auch schon mal zu, dass er nicht der pflegeleichteste Reisegefährte ist. Gewohnt begeistert erzählt er, wie toll es ist, barfuss durch die Steppe zu laufen, nur um ein Kapitel weiter zu erwähnen, dass er sich dabei verletzt hat. Mehrere Absätze widmet er unterschiedlichen Löwenzahnarten und erklärt kurz darauf, dass die mongolischen Heiler diese Unterscheidungen wahrscheinlich gar nicht treffen.
Doch ansonsten ist alles wie gehabt. Storl ist und bleibt ein begnadeter Erzähler. Auch sein neues Buch ist voll großartiger Geschichten von Menschen, Pflanzen und Tieren und voller Wissen über Ethnobotanik, Heilkunde und Geschichte.
Immer wieder greift er seine eigene Lebensgeschichte auf. Er vergleicht die Mongolei mit dem mittleren Westen der USA, wo er aufgewachsen ist. Dabei entdeckt er Parallelen zwischen Mongolen und Indianern und weiß das auch zu begründen. Genau das mochte ich schon immer an seinen Büchern: das Aufbrechen von Denkgewohnheiten, das Vernetzen von Themen.
Doch in diesem Buch wirkt all das routinierter, um nicht zu sagen: etwas müde. Oder liegt es nur daran, dass ich schon so viel von ihm gelesen habe?
Für Janine alias Frau Hemingway war Wolfsmedizin das erste Buch von ihm und aus ihren Zeilen klingt genau die Faszination, die Storl zu einem meiner Lieblingsautoren machte:
Infos zum Buch:
Wolf Dieter Storl
Wolfsmedizin
Eine Reise zu den Pflanzenheilkundigen in der Mongolei und Sibirien
AT Verlag
Rezension im Nexus Magazin
Mehr dazu auf meinem Blog: