Was will uns das Lächeln der Mona Lisa sagen und lächelt sie überhaupt? Ich hatte geahnt, dass sich darüber schon viele Menschen Gedanken gemacht hatten und hatte das bisher einfach ignoriert. Wie ich anscheinend überhaupt in den über 40 Jahren, die ich mir nun schon bewusst Kunst anschaue, vieles ignoriert habe.
Psychologie der Kunst? Dieses Themengebiet war mir neu.
Ob die Mona Lisa nun lächelt wird auch dieses Mal nicht endgültig geklärt. Doch den Exkurs über das Lächeln in der Kunstgeschichte – tendenziell eine Erfindung der Neuzeit – fand ich hochinteressant. Auf Bildern gelächelt haben früher fast nur Madonnen. Warum das so ist und was ein Lächeln beim Betrachter auslöst – das zu erkunden, lädt das Buch ein.
Es ist ein Studienbuch, ein Sich-Gedanken-mach-Buch. Eines, das Anregungen gibt, Querverbindungen herstellt und den Stand der Forschung zusammenfasst. Jedes Kapitel endet mit der Aufforderung zu praktischen Übungen.
Was empfinden wir überhaupt als schön? Muster, Farbigkeit, Rhythmus und Wiederholung spielen hier eine große Rolle. Das wiederum erklärt, warum auch Menschen, die keine moderne Kunst mögen, sich eher mit Mondrian als mit Pollock anfreunden können.
Wie verhalten sich Besucher in Ausstellungen? Männer anders als Frauen. Wie lange schauen sie sich Bilder an? Erschreckend kurz. Auch dazu gibt es Forschungen und auch das ist ein Teilgebiet der Kunstpsychologie.
Warum sammeln Menschen Kunst? Statussymbol, Glücksgefühle – was ist wirklich entscheidend? Kunst von Geisteskranken oder zustandsgebundene Kunst – welcher Ausdruck ist nun passender? Und kann Kunst eine Therapie ersetzen? Wenn ja – für den Künstler oder für den Betrachter?
Ich mag die Herangehensweise des Buches. Viele Fragen, viele Anregungen, viele Querverbindungen und viel Raum zum eigenen Erkunden.
Martin Schuster
Manfred Koch-Hillebrecht
Wodurch Bilder wirken
Psychologie der Kunst
Neuauflage 2016
Dumont Buchverlag
ISBN 978-3-8321-6345-7
Lieber Dumont Verlag – danke für das Rezensionsexemplar!
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