Ein Kommunist, ein Feinschmecker und die Magie guten Essens: Der Gourmet von Lu Wenfu

Lu Wenfu, Der Gourmet. Das Taschenbuch liegt auf einer Stoffserviette, daneben Silberbesteck.

Was aussieht wie ein kleiner Lese-Snack für zwischendurch ist tatsächlich eine literarische Köstlichkeit, die Herz und Geist lange nährt. Auf gut 170 Seiten erzählt Lu Wenfu die Geschichte von Gao Xiaoting, der aus ärmlichen Verhältnissen kommt, und seinem Lieblingsfeind, dem Kapitalisten und Gourmet Zhu Ziye.

Für Gao ist Essen zunächst nichts weiter als ein Grundbedürfnis. Als er, mittlerweile überzeugter Kommunist, zum Leiter eines Luxusrestaurants gemacht wird, verwandelt er es zum Entsetzen des Feinschmeckers in ein Lokal für die Arbeiterklasse mit dem Charme einer Großkantine.

Doch das Leben hat mit den beiden ganz eigene Pläne. Die Politik wandelt sich, die Einstellung zum Luxus auch. Nur die Liebe der Menschen zum Essen bleibt. Als Gao beginnt zu verstehen, warum gutes Essen mehr als nur Nahrungsaufnahme ist, gibt es kaum noch jemanden, der die alten südchinesischen Rezepte noch kennt – aber viele, die sich danach sehnen. Und der Gourmet? Hat all die Jahre immer wieder Wege gefunden, seiner kulinarischen Leidenschaft nachzugehen. Notgedrungen arbeiten die beiden ein weiteres Mal zusammen …

170 Seiten, die schmecken – doch eines macht mir Sodbrennen

All das ist ganz wunderbar erzählt, amüsant und liebenswert. Nur die Frauenfiguren – Mütter, Ehefrauen, Geliebte – stoßen mir auf, denn sie bleiben flach und unwichtig. Nun gut, die Erstveröffentlichung des Buchs in China liegt mehr als 40 Jahre zurück. Doch Lu Wenfus Blick auf die Bedeutung von gutem Essen ist zeitlos!


Infos zum Buch:

Der Gourmet
Leben und Leidenschaft eines chinesischen Feinschmeckers
Aus dem Chinesischen und mit einem Nachwort von Ulrich Kautz

Diogenes Verlag


In den eigenen Bauch investieren: die Erinnerungen von Vincent Klink passen bestens zu diesem Buch.

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