Jetzt sind sie also wieder hier in Deutschland. Zu sagen, sie wären zurück, käme mir unpassend vor. Denn das, was wie die Heimkehr einer Familie nach 2 Jahren in New York aussieht, ist genauso ein Neuanfang wie ein Anknüpfen.
Wieder lässt uns Stephanie Hanel in tagebuchartigen Einträgen an ihren Erlebnissen, Gedanken und Gefühlen teilhaben. Als klar wird, dass die Tage der Familie in Brooklyn gezählt sind, taucht sie noch einmal richtig in das Leben New York ein und nimmt uns mit. Hier ein Museumsbesuch, dort ein Flohmarkt, danach einen Ausflug – bloß nichts verpassen, wer weiß, ob es noch einmal eine Chance dafür gibt. Gleichzeitig gibt sie offen zu, wie sehr die Hektik und der Lärm der Großstadt überfordern kann. Da wird schon eine Parkbank unter einem Baum zur Flucht in die Natur. So bewegt sich ihre Geschichte diesmal in einem Spannungsfeld zwischen Trubel und Sehnsucht nach Stille, Aktion(ismus) und Innehalten, zwischen Abschied zelebrieren und Rückkehr vorbereiten.
Je berührender das Buch, desto schwerer die Rezension. Aber warum?
Ich dachte mir beim Lesen: Auch das Buch ist ihr wieder gelungen. Jetzt liest Du schnell deine Rezensionen zu den letzten beiden Büchern noch einmal und dann schreibst du deinen Blog-Beitrag. Der wird sich ja quasi von selbst schreiben, Stoff und Begeisterung für das Buch sind genug vorhanden.
Es kam anders. In meinen Rezensionen zu den anderen beiden Bänden der Brooklyn-Trilogie 100 Tage hier & 100 Tage dort und 50 Tage – 50 days in Brooklyn – Band 2 entdeckte ich ein Staunen und Berührt-sein, dass mich selbst im Nachhinein verblüffte. Prompt fühlte ich mich nicht in der Lage, daran adäquat anzuknüpfen. Eine Sackgasse, aus der mir selbst meine große Schreibroutine nicht heraus half.
Offensichtlich war diesmal in der intimen Beziehung, die grundsätzlich zwischen Leserin und Buch entsteht, etwas anders als sonst. Aber was?
Beim Lesen von Büchern interessieren mich die Autor*innen nicht sonderlich. Mich interessiert lediglich die Geschichte und wie sie sich zu meiner Welt verhält, basta. Genau diese Haltung hat Stephanie Hanel mit ihrer Brooklyn-Triologie durchbrochen. Ihre Geschichte ist persönlich, so persönlich, dass mir auf einmal die Distanz fehlte, aus der heraus ich sonst lese und blogge. Eine spannende Lese-Erfahrung, die mich noch eine Weile beschäftigen wird!
Weitere Infos zur Brooklyn-Trilogie:
Stephanie Hanel
100 Tage hier & 100 Tage dort – Band 1
50 Tage – 50 days in Brooklyn – Band 2
Goodbye New York – Abschied von der neuen Heimat – Band 3
Edition Bilderbusch
Im Buchhandel erhältlich – zum Beispiel in der Buchhandlung Bücherglück in der Heidelberger Bahnstadt.
Jetzt auch als Gesamtausgabe mit Bonus-Material erhältlich:
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