Grenzwelten: zwei Hainish-Erzählungen von Ursula le Guin

Ursula le Guin - Grenzwelten. Taschenbuch im Baum. Schließlich ist in dem Sammelband die wunderbare Erzählung "Das Wort für Welt ist Wald" enthalten.

Meine erste Begegnung mit den Büchern von Ursula le Guin verlief etwas eigen. Anfang der 90er hatte ich eine sehr große Abteilung für Fantasy und Science Fiction übernommen. Ein SF-Sortiment zusammenzustellen war damals recht einfach. Man brauchte die silbernen Perry Rhodan Bänder von Pabel Moewig, ein bisschen was aus dem Goldmann Taschenbuch Verlag und vor allem viel von Heyne Science Fiction. Das Bestellformular war ein dickes Heft mit perforierten Seiten, die sich heraustrennen und faxen ließen. Auf dem Formular waren bestimmte Titel besonders hervorgehoben: Novis, Bestseller und Meilensteine der SF-Literatur wie die Hainish-Romane von Ursula le Guin.

Ich hatte ihre Bücher daher im Regal stehen. Sie standen. Die Nerds und Maschinenbau-Studenten, die bei mir Science-Fiction kauften, ignorierten ihre Werke. Sie interessierten sich für Technik und für die Zukunft der Menschheit, aber nicht für Ökologie und Feminismus. So kam es, dass ich die Bücher von Ursula le Guin zuerst als Remittende kennenlernte – also Bücher, die wegen Unverkäuflichkeit an den Verlag zurück gingen.

Und heute? Keine Ahnung, was meine Kunden von damals mittlerweile lesen. Ich vermute, sie sind Perry Rhodan treu geblieben, greifen ansonsten zu Büchern wie »Die drei Sonnen« oder „Amalthea“ und meiden den Feminismus weiterhin. Ich habe damals Shadowrun und William Gibson gelesen und war trotzdem Feministin. Was wahrscheinlich direkt dazu führt, dass ich derzeit große Lust habe, mich quer durch die Gewinnerinnen des Hugo Awards zu lesen und Ursula le Guin jetzt endlich für mich entdeckt habe.

Weniger mit dem Erdsee-Zyklus als viel mehr mit diesem Sammelband. »Grenzwelten« enthält zwei Romane aus dem Hainish-Zyklus. Beide wurden ganz wunderbar übersetzt von Karen Nölle. In »Das Wort für Welt ist Wald« zerstört le Guin mal eben den kompletten Themenkomplex toxische Männlichkeit, Kolonialismus, Rassismus und Ressourcenvernichtung. Das ist heute fast noch aktueller als damals. Die zweite Erzählung »Die Überlieferung« ist ein fein komponiertes Werk über die Bedeutung kultureller Werte und über die Schäden, die Kolonialisten anrichten.

Kein Wunder, dass ich die Bücher von Ursula le Guin damals remittieren musste. Ein großer Glücksfall, dass sie die Jahrzehnte überdauert haben und jetzt von mir neu entdeckt werden können.


Infos zum Taschenbuch:

Ursula le Guin
Grenzwelten

Der Sammelband enthält:
Das Wort für Welt ist Wald
Die Überlieferung

Übersetzt von Karen Nölle

Fischer Tor Verlag


Mehr von Ursula le Guin auf meinem Buchblog:

2 Kommentare

  1. Ursula Le Guin schätze ich als Autorin sehr;)

    Viele Grüße

    Manu

  2. Pingback:Einfach mal die Autorin machen lassen: Maschinen von Ann Leckie

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