Köstlich amüsiert habe ich mich bei der Lektüre von „33 Biere. Eine Reise durch Franken“. So köstlich amüsiert, dass es mir egal war, dass ich während des Lesens kein frisch gezapftes fränkisches Bier zur Hand hatte. Der Notvorrat an Flaschenbieren, den ich aus dem Urlaub in Franken mitgebracht hatte, schwand jedoch dahin.
Aber Anders Möhl und Elmar Tannert erzählen, schwadronieren und informieren ja nicht nur über das Bier aus Franken. Wer so viel Bier trinkt – alles nur zum hehren Zwecke der Recherche versteht sich – braucht auch etwas zu essen dazu. Nur etwas, im Sinne von Kleinigkeit, gibt es in Franken nicht. Neumodische Sitten, das war noch nie so, wo kämen wir da hin. Die Frage, ab welchem Alter man eigentlich einen Seniorenteller bestellen darf, wird leider auch diesmal nicht geklärt. Bleibt als Alternative eine Portion Zwetschgenbammes zu zweit zu bestellen und so dem Karpfen zu entgehen:
Der Karpfen spaltet das fränkische Volk in Liebhaber und Hasser – die ihn gerne auch Schlickwasserschweinebraten – sowie eine unbedeutende Minderheit, der er einfach egal ist. … Dieser Fisch indes versucht, mit allen Mitteln dem Verzehr zu entgehen. Er gründelt in modrigen Schlammgewässern in der Hoffnung, damit als ungenießbar zu gelten. Desweiteren wehrt er sich durch hauchdünne, nadelspitze Gabelgräten.
S. 82 – 33 Biere. Eine Reise durch Franken.
Die 33 Biere, auf die sich die Autoren nach vielen Ausflügen, Verkostungen und Abenteuer mit dem öffentlichen Nahverkehr schließlich einigen, sind natürlich eine völlig subjektive, aber dennoch gut begründete Auswahl. Ich kannte genau eines davon. Und ja, sie haben Recht! So sehr Recht, dass ich die anderen 32 Biere auch probieren möchte.
Dafür würde ich, zumindest für die Dauer des Franken-Urlaubs, auf Craft-Beer verzichten. Ein Franke braucht kein Craft Beer, denn gefühlt hat jedes fränkische Dorf noch seinen eigenen Gasthof mit Brauerei und ganz sicher hat jedes fränkische Bier seinen ganz eigenen Geschmack. Craft Beer ist nur was für arme Großstadt-Kinder wie mich, die sonst nie an vernünftiges Bier kämen.
… aber die meisten Frauen denken nur, dass sie kein Bier mögen, weil ihnen das von irgendwelchen Männern eingeredet wird, die jemanden brauchen, der sie nach Hause fährt, wenn sie betrunken sind. … Ich entgehe dieser Gefahr, indem ich gleich mehrere Tatbestände vortäusche: Ich erzähle von tragischen Autounfällen meiner Vergangenhiet … Ich lasse mich ab Einbruch der Dunkelheit an der Hand führen …
S. 90 Claudia Schulz, Die Frau des Bierpapstes in „33 Biere. Eine Reise durch Franken“
Angaben zum Buch:
Anders Möhl
Elmar Tannert
33 Biere
Eine Reise durch Franken
Ars Vivendi Verlag
ISBN 978-3-86913-641-7
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