Schweinfurt ist eine Stadt, die nicht gerade auf meinen üblichen Reiserouten liegt. Daher war klar: wenn ich mal halbwegs dort in der Nähe vorbeikomme, werde ich anhalten und ins Museum gehen.
Doch nicht das bekannte „Museum Georg Schäfer“ war mein Ziel und schon gar nicht die Spitzweg-Ausstellung, die zu diesem Zeitpunkt lief.
Mein Ziel waren die knatschgelben Türen der Kunsthalle Schweinfurt, hinter denen ich eine für mich neue Kunstrichtung entdeckte: Expressiver Realismus.
Expressionismus ist klar, Realismus auch. Aber was bitte ist Expressiver Realismus und wieso hatte ich bis dahin nichts davon gehört?
Die Maler des Expressiven Realismus sind eine „Lost Generation“. Noch bevor sie Erfolg haben konnten wurden sie als „entartet“ bezeichnet. Ihre Künstlerkarriere wurde unterbrochen, wenn nicht sogar beendet, bevor sie richtig begonnen hatte. Nach dem Krieg wendete sich die Öffentlichkeit anderen Kunstströmungen zu. Erst in den 1980er Jahren wurden die Maler des Expressiven Realismus wiederentdeckt.
Museumsmitarbeiter und Kunsthistoriker mögen mir bitte diese saloppe Formulierung verzeihen und sich auf das darin enthaltene Lob konzentrieren: mit den beiden Dauerausstellungen „Expressiver Realismus
Sammlung Joseph Hierling“ und „Wegmarken – Deutsche Kunst nach 1945“ bietet die Kunsthalle Schweinfurt Besuchern die Möglichkeit, die Vielfalt und die inneren Zusammenhänge der deutschen Kunst nach 1945 zu entdecken ohne dass dabei die Gefahr besteht, von großen Namen abgelenkt zu werden.
Damit bekommt die Schweinfurter Kunsthalle, die sich in einem 1933 eröffneten Hallenbad befindet, einen Ehrenplatz auf meiner Liste der kleinen, feinen Museen in Deutschland!
Informationen zum Museum:
Kunsthalle Schweinfurt
im ehemaligen Ernst-Sachs-Bad
Rüfferstraße 4
Täglich: 10.00 – 17.00 Uhr
Donnerstag 10.00 – 21.00 Uhr
Montags geschlossen.
Jeder 1. Donnerstag im Monat freier Eintritt