Museum Wagenschwend: Reise in die Odenwälder Vergangenheit

Die Anreise zu den Urlaubsorten meiner Kindheit dauerte keine Stunde. Der Odenwald war das Ziel. In Hammelbach oder Kröckelbach wurde Quartier bezogen. Gewandert wurde auf der Tromm und im Café-Bauer-Tal. Nebenbei haben wir im Sommer Nibelungen-Brunnen gezählt und im Herbst Walnüsse gesammelt. Wer sich etwas gönnen wollte, fuhr bis zum Katzenbuckel, der damals ein touristisches Zentrum war.

Das dürfte der Grund sein, warum Touren durch den Odenwald bei mir zuverlässig nostalgische Gefühle auslösen. Mein Besuch im Dorfmuseum in Wagenschwend am Katzenbuckel hat das jetzt noch gesteigert.

Kleines Museum, große Wunderkammer

Vorneweg: Es gibt einen Audioguide für das Heimatmuseum. Mit ihm kann man die Ausstellung bestimmt systematisch erkunden. Ich habe natürlich die Systematik ignoriert und bin frei durch das Haus gestreunt. Insbesondere der Keller samt Küche war für mich ein Paradies. Hier dürfen die Dinge einfach sein. Manches wie das Lot sieht aus, als läge es schon immer da. Anderes, als würde es gleich wieder benutzt werden. Manchen Verwendungszweck verstand ich sofort. Beim Borstenschaber habe ich etwas gebraucht. Aber Geräte wie die Milchzentrifuge erschlossen sich mir, dem Stadtkind, erst einmal nicht. So wurde aus dem Keller für mich eine Wunderkammer.

Ein Vulkan, der Limes und Käsekuchen

Die anderen Etagen sehen mehr wie ein typisches Heimatmuseum aus. Natürlich gibt es Glaskästen mit Steinen und Erklärungen zur besonderen Geologie des Katzenbuckels, der ja ein erloschener Vulkan ist. Ein Raum zum Odenwald-Limes darf auch nicht fehlen. Eine interaktive Reliefkarte zeigt den Odenwald in seiner wahren Größe, weil sie die Aufteilung in bayrischen, badischen und hessischen Odenwald ignoriert.

Alles fein – aber die größte Überraschung kommt noch. Und damit meine ich nicht die Torten und Kuchen aus dem Museums-Café, die alleine schon die Reise wert gewesen wären.

Macht das schön? Der Barbier von Wagenschwend

Amtsstube, Schuhmacher-Werkstatt und Musikinstrumentensammlung: alles wunderbar, aber der wahre Hingucker ist der die Original-Ausstattung eines Friseurs! Wahrscheinlich ist das der am häufigsten fotografierte Ausstellungsraum im Dorfmuseum Wagenschwend. Was Menschen alles tun, um schön zu sein! Das war für mich der passende Ort für ein Museumsselfie.

Heimatgeschichte, Weltgeschichte und Gänsehaut

In dem Museum stecken viele kleine und einige größere Geschichten, wie die der letzten Nonnen aus dem Kloster Balsbach, das es heute nicht mehr gibt. Oder die des Naturforschers Trig Treadaway, dessen Erinnerungsstücke an Expeditionen im Museum ausgestellt werden.

Doch auf Hanka und die emotionale Wucht, die in ihrer Lebensgeschichte steckt, war ich nicht vorbereitet. Auch so kann man von der Sinnlosigkeit des Krieges erzählen – und das war für mich der Höhepunkt des Museumsbesuchs!


Infos zum Museum Wagenschwend:

Dorfmuseum Wagenschwend - Schild der Bushaltestelle

Öffnungszeiten: Das Museum ist von März bis inkl Oktober jeden letzten Sonntag im Monat von 14.00 bis 17.00 Uhr geöffnet.
Parkplätze: direkt davor an der Straße.
Eintritt: frei – Spende erwünscht
Einkehren: unbedingt! Das Museums-Café ist an sich schon die Reise an den Katzenbuckel wert.

Alle Infos findet ihr auf der sehr guten Website des Museums. Und auch auf Facebook.

Was es am Katzenbuckel sonst noch zu sehen gibt

Natur: ganz viel Odenwald, der Katzenbuckel-See und eine Skisprungschanze.
Schöner kleiner Spaziergang: Weg der Kristalle
Kein kleiner Spaziergang: der Katzensteig


Mehr Geschichten aus dem Odenwald: Die Odenwälder sind ziemlich halsstarrig

3 Kommentare

  1. Danke für diese wunderbare Empfehlung, Danke für Deinen und Euren Besuch und die Begegnung!, sagt: Friederike für das ganze Museumsteam

    • Es war mir ein Vergnügen! Einige Mitglieder unserer kleinen Ausflugsgruppe schwärmen übrigens immer noch vom Kuchen. Ich glaube, wir kommen wieder!

  2. Dann nichts wie hin: Diesen (Palm)sonntag, den 24. März, startet unser kleines Museum am Rande der Michstrasse in die Saison 24. Natürlich mit Kaffee & Kuchen, etlichen Neuigkeiten und …

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